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Allahs Haus ist groß

■ In Gröpelingen wird heute Norddeutschlands größte Moschee eröffnet / Ein religiöses Zentrum nicht nur für Muslime

Von außen wirkt der wuchtige Bau ein wenig trutzig. Auch die Lage am unwirtlichen Industriehafen ist wenig einladend. Aber wer die neue Fatih-Moschee betritt, vergisst den äußeren Eindruck. Die freundliche Innengestaltung macht das Gotteshaus zu einem Ort, an dem man gern verweilt – nicht nur zum Gebet, sondern auch für kulturelle Aktivitäten oder einfach zum Plaudern in der Teestube.

„Die traditionelle Form des Kuppelbaus mit Minarett wirkt identitätsstiftend“, sagt der Islambeauftragte der Bremer Evangelischen Kirche, Pastor Heinrich Kahlert. Und in der Tat ist es der Islamischen Föderation gelungen, Bremer Muslime verschiedenster Orientierungen für das Projekt Fatih-Moschee zu begeistern. Die Spenden, aus denen der 3,5 Millionen Mark teure Bau vollständig finanziert wurde, kamen teilweise aus Gemeinden, die eigentlich rivalisierenden Verbänden angehören.

Während der fünfjährigen Bauzeit ist ein integratives Begeg-nungszentrum entstanden, das längst nicht mehr nur türkische Gläubige anzieht. Mittelfristig werde man das Gebet wohl in deutscher Sprache abhalten müssen, damit es allgemein verständlich ist, sagt Pressesprecher Abdulkerim Sari.

Doch auch die Muslime wollen hier nicht unter sich bleiben: Schon in der Vergangenheit hat die Fatih-Gemeinde den interkonfessionellen Trialog mit Christen und Juden gesucht. Eine Abordnung der evangelischen Kichengemeinde Grambke zum Beispiel besuchte auf Einladung das Freitagsgebet. Demnächst will sich die Fatih-Gemeinde mit einer Teilnahme am Gottesdienst revanchieren. Auch mit der katholischen St.-Josephs-Gemeinde kam es bereits zum Austausch.

Die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Elvira Noa, gab ein Seminar über das Judentum an der Islamischen Akademie, die nun ebenfalls in den Räumen der neuen Fatih-Moschee beheimatet ist. Im aktuellen Programm der Akademie findet sich ein öffentlicher Veranstaltungszyklus unter dem Thema: „Was können die Religionen zum notwendigen Friedensprozess beitragen?“ Der Frage gehen Referenten aus islamischer, christlicher, jüdischer, buddhistischer und philosophischer Sicht nach.

Der Wille zur Verständigung zwischen den Religionen spiegelt sich auch in der Raumgestaltung des prachtvoll ausgestatteten Gebetssaales, der so manche christliche Gemeinde vor Neid erblassen lassen dürfte: In Form von Schriftzügen ist nicht nur der Prophet Mohammed dargestellt, sondern auch Jesus sowie Abraham als Stammvater von Judentum, Christentum und Islam.

Ausgerechnet der Islamischen Föderation, früher als fundamentalistische Integrationsgegner beargwöhnt, ist in Bremen ein großer Schritt zur Schaffung eines europäischen Islam gelungen, der in die deutsche Gesellschaft passt. Heute wird das symbolisch daran abzulesen sein, dass Bürgermeister Henning Scherf der Schlüssel zu der Moschee überreicht wird – „als Zeichen der Loyalität und des Vertrauens“, sagt Sari. Fast schon paradox wirkt es bei soviel demonstrativer Offenheit, dass morgen ein „Tag der offenen Tür“ stattfindet.

Um 18 Uhr wird die Moschee feierlich eröffnet. Zum morgigen „Tag der offenen Tür“ sind alle Bremer in die Stapelfeldtstaße eingeladen. Um 11, 13 und 15 Uhr gibt es Führungen durch das Gebäude.

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