piwik no script img

Albert Speer inszeniert Millennium

■  800 Scheinwerfer sollen in der Silvesternacht die Siegessäule in eine Lichtkathedrale verwandeln. Der Regisseur des Spektakels, Gerd Hof, zitiert Speers Lichtdome von 1937

Ein Licht der Erkenntnis hätte man Gerd Hof und dem Veranstalter „Art in Heaven“ gewünscht. Denn das Spektakel in der Silvesternacht 1999/2000, das rund um die Siegessäule über die Bühne gehen soll, weckt Assoziationen an die Nürnberger Reichsparteitage und ihren Inszenator Albert Speer. Der schrieb in seinen „Erinnerungen“ über die Nazi-Show 1937:

„Ich hatte gelegentlich unsere neuen Flakscheinwerfer bis in viele Kilometer Höhe leuchten sehen und erbat mir nun von Hitler 130 Stück. Der Eindruck überbot bei weitem meine Phantasie. Die 130 scharf umrissenen Strahlen, in Abständen von nur 12 Metern um das Feld gestellt, waren bis in sechs bis acht Kilometer Höhe sichtbar und verschwammen dort zu einer leuchtenden Fläche. So entstand der Eindruck eines riesigen Raumes, bei dem die einzelnen Strahlen wie gewaltige Pfeiler unendlich hoher Außenwände erschienen. Ich nehme an, mit diesem 'Lichtdom‘ wurde die erste Lichtarchitektur dieser Art geschaffen, und für mich bleibt es nicht nur meine schönste, sondern auch die einzige Raumschöpfung, die, auf ihre Weise, die Zeit überdauert hat.“ taz Foto: Light design

Bericht Seite 21

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen