■ Dokumentation: Gnjilane im Oktober
: Nachkriegsleid

Vor dem Ausbruch des Konflikts gab es in Gniljane einen hohen Prozentsatz serbischer Bevölkerung und eine geringe Präsenz der UCK. Die Kampfhandlungen waren hier während des Konflikts wesentlich geringer als in anderen Regionen des Kosovo. Nach dem Ende des Kriegs gab es einen regelrechten Ausbruch von Gewalt. Das führte zu einer massenhaften Flucht von kosovarischen Serben. Auch zahlreiche Roma haben die Gegend verlassen. Menschenrechtsberichte aus den Monaten Juni, Juli und August berichteten beinahe täglich von Morden, Brandstiftungen und vermissten Personen. Der Druck auf Minderheiten ist immens.

Als die OSZE-Beobachter am 20. Juni nach Gniljane zurückkehrten, war nur ein einziges Gebäude zerstört. Ende Oktober waren es 280 zerstörte Häuser. Auch noch Ende Oktober, als es in anderen Regionen des Kosovo relativ ruhig war, kam es hier noch zu zahlreichen Übergriffen: Am 20. Oktober um 20 Uhr wurde eine Granate in das Haus einer serbischen Familie geworfen. Zwei Serbinnen wurden verwundet, beide wurden daraufhin nach Vranje evakuiert. Eine halbe Stunde später wurden zwei Granaten in ein weiteres Haus eines Serben geworfen; niemand wurde verletzt. Schüsse aus automatischen Waffen waren den ganzen Tag im Nachbarort Kremenate zu hören. Am selben Tag wurden Molotowcocktails in die Schaufenster eines serbischen Geschäfts geworfen. Am 21. Oktober brachen vier schwarz gekleidete Kosovo-Albaner in ein Haus von Roma ein und bedrohten die Besitzer, warfen ihnen vor gestohlen zu haben und forderten sie ultimativ auf, das Land zu verlassen. Am 22. Oktober wurde ein 63 Jahre alter Kosovo-Albaner durch Pistolenschüsse verletzt. Im Nachbarort Pones explodierten drei Bomben.