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Kongo – Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten

■ Ein verrufener Finanzjongleur aus der Karibik macht den marginalisierten Rebellenchef Wamba zum Millionär – und wird dafür Chefbanker eines nicht existierenden Staates

Berlin (taz) – Der kongolesische Rebellenführer Ernest Wamba dia Wamba hat ein sonderbares Finanzgeschäft abgeschlossen. Für 16 Millionen Dollar hat er wesentliche ökonomische Souveränitätsrechte des von ihm kontrollierten Nordostens der Demokratischen Republik Kongo einer weithin als unseriös geltenden karibischen Bank verkauft.

Das Abkommen zwischen der „RCD-Kisangani“ (ugandisch unterstützte Minderheitsfraktion der Rebellenbewegung „Kongolesische Sammlung für Demokratie“) und der First International Bank of Grenada (FIBG) wurde am 24. November in einem Hotel in Grenada unterzeichnet. Es sieht vor, dass die FIBG – die im Verdacht der Geldwäscherei steht – über fünf Jahre 16 Millionen Dollar für Investitionen in Straßenbau und Gesundheitswesen im Gebiet um Kisangani und Bunia im Nordosten des Kongo zahlt.

Verwaltet wird das Geld von einer bisher nur auf dem Papier bestehenden Bank namens Union Reserve System. Diese von der RCD-K und der FIGB bereits im Juni gemeinsam gegründete Bank soll laut RCD-K „ein neues Zentralbankwesen, eine gedeckte Währung und eine der industriellen und wirtschaftlichen Entwicklung dienliche legislative Struktur für die Demokratische Republik Kongo entwickeln“. Dafür gibt es einen Plan des FIGB-Chefs Van A. Brink, ein US-amerikanischer Bankrotteur, der dafür eigens von der FIGB-Leitung zurückgetreten ist und ansonsten zeitweise als „Botschafter“ eines nur im Internet existierenden Staates namens „Melchizedek“ tätig war.

Mit dem Abkommen will Wamba dia Wamba, der seit seiner Absetzung von der RCD-Führung im Frühsommer und der Gründung einer eigenen Gruppierung politisch marginalisiert ist, offenbar Einfluss auf Kongos Friedensprozess nehmen. Van A. Brink will seinerseits als humanitärer Retter auftreten. Beide haben das Abkommen gegen Kritik verteidigt. Van A. Brink hat zwar nahezu alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe bestätigt, sie aber als irrelevant abgetan. Die RCD-K weist süffisant darauf hin, dass „der Staat in der Demokratischen Republik Kongo nicht existiert“, was die Frage aufwirft, wer bei dem Deal wen über den Tisch gezogen hat.

Der Glaubwürdigkeit der kongolesischen Rebellen hat Wambas Gruppe allerdings damit einen schlechten Dienst erwiesen. Jean-Pierre Bemba, Führer der ebenfalls mit Uganda verbündeten „Kongolesischen Befreiungsbewegung“ (MLC) im Nordwesten des Kongo, sagte diese Woche, er habe Wamba von dem Deal abgeraten: „Wenn man die Zentralbank verkauft, verkauft man dann nicht die Souveränität seines Landes?“

Jetzt muss möglicherweise die gemeinsame Schutzmacht Uganda tätig werden. Deren Behörden lehnten unlängst einen Antrag Van A. Brinks zum Kauf der Uganda Cooperative Bank wegen Unseriosität ab. Dominic Johnson

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