: Katholikinnen stellen weiter Scheine aus
■ Der Sozialdienst katholischer Frauen will die Schwangeren-Konfliktberatung fortsetzen
Berlin (taz) – Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) will die gesetzliche Schwangerenkonfliktberatung weiter fortsetzen: mit Schein. „Wir können es mit unserem Selbstverständnis als Frauenverband nicht vereinbaren, die Arbeit aufzugeben“, erklärt Christa Beermann, Referentin für Schwangerenkonfliktberatung beim SkF. Bisher habe der Verein noch keine Reaktion der Bischöfe auf den Vorstoß. „Wir gehen davon aus, dass sie uns den Geldhahn nicht zudrehen werden,“ sagt Beermann optimistisch. Die Mehrheit der katholischen Bischöfe hatte sich allerdings im November darauf geeinigt, künftig keine Scheine mehr auszustellen.
Ohne Kirchengelder würde es für die 125 Beratungstellen des SkF schwierig: Denn neben 80 Prozent staatlicher Zuwendung erhalten die BeraterInnen 20 Prozent aus den Mitteln der katholischen Kirche, gibt Theodor Bolzenius, Sprecher des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) zu bedenken. Würden diese Gelder nicht mehr fließen, müsse die Beratung von dem Verein „Donum Vitae“ fortgeführt werden, der eigene Trägerstrukturen aufbauen will. Christa Beermann vom SkF kann sich eine Kooperation mit „Donum Vitae“ vorstellen, falls die Bischöfe nicht mehr zahlen sollten. Dann würde der SkF die allgemeine Schwangerenberatung mit kirchlichen Mitteln durchführen. „Donum Vitae“ wäre für die Konfliktberatung zuständig, die der Verein aus Staatsmitteln und Spenden finanzieren müsste.
Rückendeckung erhält der Frauenverband von Kirchenrechtler Heribert Hallermann: Der SkF sei ein Verein mit eigener Handlungsvollmacht und „Donum Vitae“ gleichgestellt. „Wenn die Scheine ausstellen können, dann dürfen wir das auch,“ sagt Beermann resolut. Die einzelnen Landesverbände des SkF haben sich zu dem Vorstoß ihrer Zentrale allerdings noch nicht geäußert. Auch die Bischöfe schweigen noch. Bisher gebe es noch keine Entscheidung über die weitere Finanzierung des SkF, erklärt Rudolf Hammerschmidt, Sprecher der deutschen Bischofskonferenz.
Isabelle Siemes
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