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■ Blumen für die Sozialisten!
Politiker grüßen zum Jubiläum der PDS
Klaus Landowsky, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus:
Mitnichten hat die PDS ihren 10. Geburtstag. Wenn überhaupt, dann wird sie am 22. April 54 Jahre alt. Nach ihrem Selbstverständnis ist sie sogar viel älter: In der 1988 erschienenen Parteigeschichte des ZK heißt es „Von den Anfängen bis 1917“, demnach hätte die Bisky-Gysi-Truppe gut hundert Jahre auf dem Buckel. Nein, nein – auch wenn noch so viele kreuz und quer schreiben: Die SED hat nie zu existieren aufgehört, die PDS ist nie gegründet worden. Am 4. Februar 1990 hat der Parteivorstand der SED/PDS klammheimlich beschlossen, das belastende Kürzel wegzulassen und künftig nur noch unter neuer Flagge zu segeln. Die PDS feiert dennoch nicht Geburtstag, sondern höchstens Namenstag. Sich jünger zu machen, als man tatsächlich ist, kannte man bisher nur von alternden Diven oder Damen der Demimonde.
Peter Strieder, Vorsitzender der Berliner SPD:
Die PDS als Partei gibt es nicht. Am Anfang stand die Nachlassverwalterin der SED. Mit Gregor Gysi startete sie den Versuch, altes Denken und DDR-sozialistische Politik mit westlichen Kommunikationsformen zu kombinieren. Doch die Weigerung, die eigene Geschichte aufzuarbeiten, führte zur Rolle der PDS als „Oppositionsbewegung“ aus Grundsatz. In der PDS findet sich vieles, von Konservativ bis Autonom. Sie will bewahren, was nicht zu bewahren ist. Daran ändert auch manche jüngere und intelligente Stimme nichts. Kurz: Die PDS ist eine Partei ohne Projekt. Um zur Partei zu werden, muss die PDS sich den gesellschaftlichen Fragen stellen. Im positiven Fall wird aus der Partei der Besitzstandswahrung eine Konkurrentin um die Weichenstellungen für die Zukunft.
Renate Künast, Fraktionschefin der Grünen:
Zehn Jahre ist ein schönes Alter, da beginnt das „goldene Kindesalter“. Ich vermute allerdings, dass so mancher in der PDS anders rechnet. Für einen Teil der PDS-Basis sind seit der Parteigründung bereits 54 Jahre vergangen. Ich wünsche der PDS den Mut, neue Wege nicht nur im Programm, sondern auch in der Wirklichkeit zu beschreiten.
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