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Von Indien nach Deutschland

Vor rund 1.100 Jahren verließen die „Zigeuner“ ihr ursprüngliche Heimat Nordostindien. Ihre Herkunft wurde mit Hilfe ihrer Sprache, dem Romanes, nachgewiesen. Warum sie aufbrachen, ist ungeklärt. In mehreren Wanderungsbewegungen erreichten sie schließlich Europa. In Lübeck etwa ist ihre Existenz erstmalig im 15. Jahrhundert aktenkundig geworden.

In der Regel durften sie kein Land besitzen, keinem Zunftgewerbe nachgehen, galten bis ins 18. Jahrhundert als vogelfrei und schlugen sich bis in die Neuzeit als Pferdehändler, Werkzeugmacher, Kesselflicker, Scherenschleifer oder KünstlerInnen durch. Meist haben sie die Religion der Länder, in die sie einwanderten, angenommen. Bei uns wurden sie katholisch, in Osteuropa christlich-orthodox oder muslimisch.

Der Begriff Zigeuner hat sich aus dem byzantinischen „atsigoni“, Unberührbare, entwickelt; vermutlich ein Hinweis auf die Kastengesellschaft Indiens. Die These, dass sich das Wort „Zigeuner“ von „ziehende Gauner“ herleitet, ist falsch. Das englische Gypsy stammt wahrscheinlich von Egyptians, Ägypter.

Hierzulande unterscheidet man zwischen den deutschen Sinti und den osteuropäischen Roma. Außerhalb Deutschlands wird Roma als Oberbegriff verwandt. Rom (Plural: Roma) bedeutet Mensch, Nicht-Roma heißen Gadjo, Barbaren.

Heute leben rund zwölf Millionen Roma rund um den Globus, davon allein acht Millionen in Europa. Die meisten von ihnen, zwei Millionen, leben in Rumänien.

In Deutschland sind es circa hunderttausend. Wahrscheinlich ist ihre Zahl größer, da viele, insbesondere die als Gastarbeiter Eingewanderten, ihre ethnische Zugehörigkeit nicht bekennen. Hinzu kommen einige tausend Bürgerkriegsflüchtlinge aus Exjugoslawien. Viele, nach Schätzungen zehn- bis fünfzehntausend Roma, leben illegal in der Bundesrepublik.

Asyl wird ihnen nicht zuerkannt, da die Verfolgung und Diskriminierung, der sie ausgesetzt sind, nach amtlicher Lesart nicht durch den Staat, etwa dem rumänischen, erfolgt. sim

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