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■ Die suggestive Wirkung der Lichtdome in der Nazizeit

Und dann war da [. . .] der Abend mit dem Lichtdom, den ich im Jahr zuvor verpasst hatte, mit Massenaufgebot von HJ und Militär zur Parade und Gesang ([. . .] aus tausenden von Kehlen, und Gebraus und Heilrufen, sich steigernd zu laut schallendem „Sieg Heil über emporgereckten Händen“, als sich die Koryphäe Rudolf Heß nach eineinhalbstündiger Weichknetung der Massenseele einfand. Die Begegnung der Projektoren am Gewölbe hoch oben unter dem Nachthimmel, der Gesang und die Messingsuppe und die Rufe, die zusammenklangen in einer beinahe fühlbaren und sichtbaren Säule, die sich zum Gewölbe emporhob, das „epische Gewicht des Marsches“ von motorisierten Abteilungen bestärkt, dieser ganze sinnenbetäubende Appell an die widerstandsschwachen Teile des Bewusstseins [. . .]. Und die beiden älteren Damen vom Typ Lehrerin, die sich einander zuwandten mit feuchten Augen: „Ach, wunderschön ist doch das alles, wunderschön!“ Und ein jüngerer zivil gekleideter Mann, der sie korrigierte: „Ja, aber erst wenn der Führer selbst da ist, dann hat alles einen richtigen Sinn, da kommt man einfach nicht davon ohne tiefe Erschütterung, da versteht man alles, alles!“ Und die verkniffenen Gesichter und leuchtenden Augen der jungen Marschierenden und die Welle von konzentrierter Energie, Bewegungsdrang und Gewaltbereitschaft, die sie vor sich herschoben, so dass man beinahe darin ertrank, wenn man zu nah stand und das Bewusstsein in irgendeine rettende Insel verankern musste, um nicht hilflos mitgerissen zu werden und sich erst ein gutes Stück stromabwärts wiederzufinden. Ich sah Palle an, und er sah mich an, und ohne uns von der Stelle zu bewegen, lehnten wir Schulter an Schulter und behielten festen Grund unter den Füßen.

Als „Konserve“ in Film oder Fernsehen heute betrachtet, schaut das alles bloß irrsinnig und barbarisch aus. Und es war irrsinnig und barbarisch, aber auch voller Wirkung, selbst für den Außenstehenden.

Elsa Gress ‚/B‘ Die dänische Schriftstellerin Elsa Gress schrieb diesen Text 1971. Gress hatte 1938 als 19-Jährige eine Deutschlandreise unternommen. Übersetzung: Inger Detlefsen Foto: AKG

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