Brücken schlagen, Räder rollen

■ Rot-Grün Kiel fällt Vorentscheidung für Straßenverbindung zwischen Dänemark und Deutschland über den Fehmarn-Belt

Schleswig-Holsteins Landesregierung hat sich gestern für den Bau einer festen Verbindung über den Fehmarn-Belt zwischen den Inseln Fehmarn und Lolland (Dänemark) ausgesprochen. Ob eine Brücke oder ein Tunnel gebaut wird, sollen im kommenden Sommer die Regierungen Dänemarks und Deutschlands entscheiden und in einem Staastvertrag regeln.

Die Kosten für die gut 20 Kilometer lange Straßen- und Schienenverbindung über die Vogelfluglinie werden je nach Ausführung auf 5,5 bis 8,4 Milliarden Mark geschätzt. Als Planungs- und Bauzeit werden etwa zwölf Jahre veranschlagt.

Im Kieler Regierungsbündnis war das Projekt lange umstritten. Der Koalitionsausschuss von SPD und Grünen hatte erst am Montagabend eine Einigung erzielen können. Die Grünen erklärten trotz erheblicher Zweifel, sie würden das Projekt nicht verhindern. Fraktionschefin Irene Fröhlich sagte, der Grund für die Zustimmung seien die vorliegenden Gutachten, welche die feste Querung für technisch machbar, verkehrspolitisch sinnvoll und als nützlich für die Gemeinschaft bewertet hatten. Aber auch die Mehrheitsverhältnisse in der Koalition seien für die Entscheidung wesentlich gewesen.

Danach solle die Querung als Tunnel realisiert werden. Dieser habe die geringsten Umweltauswirkungen, ist allerdings deutlich teurer als eine Brücke. Verkehrsminister Horst Bülck (parteilos) betonte, die Gutachten hätten bestätigen, dass die feste Fehmarnbelt-Querung technisch machbar sei und für Arbeitsplätze sowohl in Dänemark als auch in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern sorge.

Die Landesregierung möchte den Bau privat finanzieren lassen. In Sondierungsgesprächen, die Bülck mit Vertretern der Bau- und Kreditwirtschaft geführt hatte, sei großes Interesse signalisiert worden. Zusätzliche Gutachten seien aber erfordrlich. Unter anderem geht es darum, detailliertere Erkenntnisse über die ökologisch sensible Region der Vogelfluglinie, über Auswirkungen auf die regionalen Wirtschaftssektoren – insbesondere des Tourismus – und die wahrscheinliche Entwicklung des Verkehrs zu gewinnen. Geklärt werden sollen dabei die Auswirkungen auf die Schifffahrt in der Ostsee, auf die Ostseehäfen sowie die Häfen Brunsbüttel und Hamburg und den Nord-Ostsee-Kanal.

Der Naturschutzbund (Nabu) sprach sich gegen eine feste Fehmarnbelt-Querung aus. Eine Brücke, aber auch der Verkehr oder Windschutzanlagen könnten zur tödlichen Falle für die Zugvögel werden. lno/taz