Kämpfen, vertändeln und kämpfen

■ Der FC St. Pauli offenbart bei der 1:2-Niederlage gegen den 1. FC Köln gewohnte Schwächen

Der FC St. Pauli beendet die Hinrunde der Zweiten Liga dem Verlauf der bisherigen Saison entsprechend. Gegen den 1. FC Köln konnten die Millerntor-Kicker am Mittwochabend in der ersten Hälfte durch einige gute kämpferische Aktionen überzeugen, letztlich fehlt ihnen aber sowohl Können als auch Glück, um wirklich erfolgreich zu sein. Die 1:2-Niederlage ist die ernüchternde Realität: St. Pauli ist nur unteres Mittelmaß der Liga und nicht in der Lage, gegen wirklich gute Teams mitzuhalten.

In den ersten 45 Minuten konzentrierten sich die Braun-Weißen auf das, was sie können: Kämpfen, kämpfen, den Ball vertändeln und nochmals kämpfen. Dass sie zur Pause mit 1:0 in Führung lagen, war letztlich dem Kölner Keeper Markus Pröll zuzuschreiben, der eine harmlose Flanke von Andrej Polunin durch die Finger rutschen ließ. Selbst ein wenig überrascht, staubte Stephan Hanke ab.

Als in der zweiten Halbzeit die Rheinländer das Tempo nur um ein Weniges verschärften, hatte der FC St. Pauli keine Chance mehr, zumal auch Trainer Willi Reimann einige taktische Schnitzer unterliefen. Oder die Spieler haben seine Anweisungen missverstanden. Immerhin konnte der Coach nach dem Spiel wie so oft individuelle Fehler beklagen. Das Abwehrtrio Steffen Karl, Markus Ahlf und Holger Stanislawski sah bei beiden Gegentoren schlecht aus: Entweder ließen sie ihren Gegenspielern zuviel Raum oder hoben im entscheidenden Moment das Abseits auf.

Warum aber zum Beispiel der eingewechselte Rechtsfuß Holger Wehlage auf dem linken Flügel spielen musste, wird Reimann erklären müssen. Zumal später und sehr viel passender Cem Karaca auf diese Position wechselte und Wehlage auf die rechte Spielfeldseite wich. Ebenso kann man sich darüber streiten, warum Miguel Pereira bis zur 63. Minute mitspielen durfte. Spätestens zur Halbzeit hätte der 24-jährige Stürmer, dem einfach nichts gelingen wollte, ausgewechselt werden müssen.

Die korrekte Gegenfrage auf diesen Vorwurf aber lautet: Für wen denn eigentlich? Viele Alternativen hat Reimann nicht in seinem Kader. Die ehemals hochgelobte Abwehr ist seit der Verletzung von André Trulsen nicht gerade sicherer geworden. Jungen Spielern wie Ahlf fehlt noch die Erfahrung, um konstant Leistung zu bringen. Im Mittelfeld ist Andrej Polunin zwar stärker geworden, zum Spielmacher taugt er aber immer noch nicht. Und im Sturm sieht es ganz dunkel aus: Bei 17 bislang erzielten Toren trafen die Stürmer gerade siebenmal. Fünfmal war Marcus Marin der glückliche Schütze. Keine tolle Ausbeute für dessen restliche Kollegen im Angriff.

Auf Neueinkäufe in der Winterpause muss man beim FC St. Pauli aber ob dieser Misere nicht hoffen. Erstens einmal ist beim armen Stadtteilverein kein Geld da. Und zweitens: Investieren die Verantwortlichen trotzdem, sollten die Fans dennoch nicht unbedingt auf Spitzenfußball hoffen. Zu häufig enttäuschten im Vorfeld hochgelobte Zugänge in den vergangenen Jahren.

Letztlich bleibt am Millerntor nur die Hoffnung, dass das Team in der zweiten Hälfte der Saison mehr Konstanz zeigt und mit Anstand über die Runden kommt. Beginnen könnte der FC St. Pauli damit am Sonntag, 15 Uhr, bei Rot-Weiß Oberhausen.

Eberhard Spohd