Mit dem UN-Weltbank-Bündnis auf Du und Du: Städte ohne Slums
Berlin (taz) – „Städte müssen Orte sein, an denen Wohlstand geschaffen wird“, sagte Nelson Mandela vorgestern Abend in Berlin. „Dafür möchte ich mich einsetzen. Ich will die Reichen in meinem Land überzeugen, dass sie mich dabei unterstützen. Wenn es sein muss, nehme ich sie im Hubschrauber mit in die hintersten Slums von Johannesburg, und schon bevor wir landen, werden sie die Armut riechen können.“
Mandela ist Schirmherr eines Städtebündnis (Cities Alliance), das die Weltbank und das UN-Wohnungsprogramm UNCHS dieses Jahr ins Leben gerufen haben. Ziel dieser Partnerschaft ist es, Großstädte dabei zu unterstützen, die Lebensbedingungen in ihren Slums zu verbessern. „Im 21 Jahrhundert wird erstmals die Mehrheit der Menschen in Städten leben“, sagte Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul. Noch 1950 seien es nur 17 Prozent gewesen.
Von 39 Megastädten liegen 28 in Entwicklungsländern. Klaus Töpfer, der für das UN-Siedlungsprogramm aus Nairobi angereist war, erzählte von dem rasanten Wachstum der kenianischen Hauptstadt und rief den Journalisten zu: „Stellen Sie sich einmal vor, Berlin hätte in 15 Jahren doppelt so viele Einwohner wie heute!“
In Brasilien heißen sie Favelas, in Indonesien Kampungs, in Südafrika Shantytowns. Gemeint ist dasselbe: Stadtviertel ohne fließend Wasser, ohne Strom, Straßen, Post.
Das neue Bündnis will Städte fördern, die Initiativen gegen die Armut in ihren Slums ergreifen. Städte wie Ahmedabad in Indien: Dort arbeitet die Verwaltung mit lokalen Entwicklungsverbänden und privaten Unternehmen zusammen. Dieses „Slum-Network“ hat für beleuchtete, befestigte und geteerte Straßen gesorgt, die auch nachts begehbar sind und nicht bei jedem Wolkenbruch zu Sturzbächen werden. Abwasser- und Elektroleitungen wurden verlegt, eine Müllabfuhr organisiert. Die Bewohner müssen freilich auch Eigeninitiative zeigen. In Ahmedabad etwa hat jeder Haushalt einen Eigenbeitrag geleistet. Mandela betonte, wie wichtig diese Bedingung sei: „Nur so merken die Menschen, dass sie ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen können.“
Das Städtebündnis hat einen Fonds geschaffen, in den die Geberländer und die Weltbank einzahlen: die Bundesregierung für nächstes Jahr rund zwei Millionen Mark, die Weltbank sieben Millionen Mark. Insgesamt sollen in den nächsten drei Jahren rund 42 Millionen Mark bereit gestellt werden.
Katharina Koufen
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