Amiga-Agnes: Wie die Kohl-Vertraute Hürland am Leuna-Verkauf verdiente

Bundeskanzler Helmut Kohl und die Staatssekretärin a. D., Agnes Hürland-Büning (CDU), waren 1992 mit demselben Problem beschäftigt: der maroden Leuna-Raffinerie in der Ex-DDR. Der Kanzler arbeitete an Erfolgen für die versprochen „blühenden Landschaften“ und Hürland-Büning als Beraterin von Thyssen-Rheinstahl-Technik (TRT). Dafür strich sie 500.000 Mark von dem Stahlkonzern ein.

Die Zahlungen im Fall Leuna, die am Wochenende von der Presse angeprangert wurden, hatte Hürland-Büning bereits im Oktober dem Spiegel gestanden. Die 72-jährige beteuerte damals: „Am Ende habe ich aus meiner Beratertätigkeit bei Thyssen nicht viel übrig behalten.“ Der Fiskus hatte ihre Provisionszahlungen von drei Millionen Mark an eine Briefkastenfirma in Monaco nicht anerkannt.

Doch die Wahrheit kommt, wie in der CDU-Finanzaffäre üblich, häppchenweise ans Licht. Am Samstag meldete die Berliner Zeitung, dass Amiga-Agnes 1992 zwei weitere mit insgesamt 7,5 Millionen Mark dotierte Beraterverträge mit TRT und der Thyssen-Beteiligung E-plus abgeschlossen habe. Politiker von SPD und Grünen verlangen nun, dass Hürland-Büning ihr Übergangsgeld von 25.000 Mark, das sie 1990 beim Ausscheiden aus dem Amt als Staatsekretärin im Verteidigungsministerium erhalten hat, zurückzahlen solle. Sie hätte dem Gesetz nach mit ihrem Wechsel zur Industrie fünf Jahre warten müssen.

Doch für Gesetz und Ethik hat die Kohl-Getreue, wie der Ex-Kanzler, ihre eigenen Maßstäbe. So plakatierte die ehemalige parlamentarische Geschäftsführerin der CDU/CSU schon mal autonom. 1986 überklebte die bodenständige Katholikin, die später als „Mutter der Kompanie“ die Achtung der Bundeswehrrekruten genoss, 1986 kurzerhand eine Südafrika-Ausstellung der Grünen im Bundestag. Die Bilder von Polizeieinsätzen in Crossroad verdeckte sie mit einem Plakat „184 Mauer-Morde“. Der CDU-Frau hatte nach eigenen Angaben die ideologische Ausrichtung der Ausstellung nicht gefallen.

Isabelle Siemes