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Befürchtet werden 25.000 Tote

■ Venezuela erlebt schwerste Naturkatastrophe dieses Jahrhunderts. Die Schlammmassen haben ganze Dörfer und Stadtteile begraben und die Elendsviertel der Haupstadt weggespült

Caracas (taz/dpa/AP/AFP) – Bei der Überschwemmungskatastrophe in Venezuela sind offiziellen Angaben zufolge möglicherweise bis zu 25.000 Menschen ums Leben gekommen. Aufgrund der dichten Besiedelung des Katastrophengebietes müsse mit 15.000 bis 25.000 Toten gerechnet werden, sagte der Leiter der Zivilverteidigung, Angel Rangel, gestern in der venezolanischen Hauptstadt Caracas. Bisher wurden erst 580 Leichen aus den Schlammmassen geborgen. Tagelange heftige Regenfälle hatten Überschwemmungen verursacht und Erdrutsche ausgelöst. Manche Gebiete seien unter bis zu sieben Meter hohen Schlammmassen begraben worden, sagte Rangel weiter. Am stärksten betroffen ist der Bundesstaat Vargas im Norden von Caracas. Viele Tote wurden auch in den Elendsvierteln außerhalb der Vier-Millionen-Metropole gezählt. In den Hügeln rund um die Hauptstadt befinden sich einige der größten Armenviertel Lateinamerikas.

Augenzeugen zufolge wurden ganze Städte von Schlamm- oder Geröll-Lawinen infolge schwerer Regenfälle begraben. Mehr als 6.000 Menschen galten am Montag als vermisst, mindestens 150.000 wurden obdachlos. Über dem internationalen Flughafen der Hauptstadt Caracas lag Leichengeruch. Allein auf dem Südfriedhof von Caracas wurden 1.500 Gräber für die zumeist nicht identifizierten Opfer ausgehoben. Am Eingang zum Friedhof wurden Fotos mit den vielfach entstellten Gesichtern der Toten aufgehängt. Hunderte von Menschen drängten sich dort auf der Suche nach vermissten Angehörigen. Fallschirmjäger der Armee versuchten, vom Wasser eingeschlossene Menschen zu retten oder mit Lebensmitteln zu versorgen. An einigen Stellen stand das Wasser drei Stockwerke hoch.

Seit Tagen anhaltender Regen hat die Flüsse in neun Staaten im Norden des Landes über die Ufer treten lassen. Zehntausende waren noch von den Wassermassen eingeschlossen. An der Küste trieben Hunderte von Leichen im Wasser. Viele Geschäfte wurden geplündert, Soldaten nahmen etliche Menschen fest. In der Hafenstadt La Guaira fielen Hunderte von verarmten Bewohnern über Container mit Äpfeln und Fisch her, die von den reißenden Fluten geöffnet worden waren. Gerettete, die mit Hubschraubern in die Hauptstadt gebracht wurden, berichteten von ganzen Ortschaften, die unter Schlammlawinen verschwunden sein sollen.

Nach Angaben der Regierung haben inzwischen 25 Staaten ihre Hilfe angeboten. Aus den USA trafen zwei Transportflugzeuge und neun Hubschrauber ein. Mexiko entsandte Flugzeuge und 220 Rettungskräfte, Kuba schickte 200 Ärzte. Papst Johannes Paul II. rief zu Spenden auf. Die kirchlichen Hilfswerke Diakonie und Caritas haben dringend zu Spenden aufgerufen. Die Vorräte zur Versorgung seien nächste Woche erschöpft.

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