: Mehr als eine weitere Pharmafusion
Die Firmen Monsanto und Pharmacia-Upjohn fusionieren wegen Monsantos Gentechnik-Schulden zum elftgrößten Pharmakonzern
Die Speerspitze der grünen Gentechnik fusioniert mit einem Pharmakonzern, um ihre leeren Kassen zu füllen. Gestern gaben Monsanto mit Sitz in St. Louis, USA, und die schwedisch-amerikanische Pharmacia-Upjohn bekannt, dass sie sich zum elftgrößten Pharmakonzern der Welt zusammenschließen werden .
Es wird eine Hochzeit unter Gleichen. Der Börsenwert der Gemeinschaftsfirma beträgt derzeit rund 54 Milliarden Dollar. Der Umsatz mit Arzneien aller Art soll jährlich bei etwa zehn Milliarden Dollar liegen, inklusive anderer Produkte bei 17 Milliarden Dollar.
Auf den ersten Blick handelt es sich um eine weitere Fusion in der internationalen Pharmaindustrie. In den letzen Jahren bildeten sich immer größere Konzerne heraus – Novartis in der Schweiz, Hoechst plus Rhône-Poulenc zu Aventis und so weiter. Die Firmen werden zu immer größeren Konglomeraten; erstens, weil sich so ein paar hundert Millionen Mark Verwaltungs- und Personalkosten einsparen lassen. Im Fall dieser Fusion wird sogar mit mehr als einer Milliarde Mark pro Jahr gerechnet. Und zweitens, weil sich so das Risiko milliardenschwerer Entwicklungskosten für Medikamente besser verteilen lässt.
Doch in diesem Fall ist es eben nicht nur eine weitere Fusion. Monsanto wurde vor allem für seine Agrarchemie bekannt: Das Herbizid Roundup macht international auf den Äckern allem Kraut den Garaus. Und in den letzten Jahren hat Monsanto eine gentechnisch erzeugte Resistenz gegen Roundup in verschiedene Nutzpflanzen wie Mais eingebaut. Dieses patentierte Saatgut verkauft Monsanto für teuer Geld an Farmer vor allem in den USA.
Die Saatgut-Gentechnik hat jedoch einen betriebswirtschaftlichen Nachteil: Es ist verdammt teuer, auf diesem Gebiet an die Spitze vorzustoßen. Denn Monsanto fehlten die weltweit verbreiteten Saatgut-Sorten. Also kaufte Firmenchef Robert Shapiro in den letzten zwei Jahren für insgesamt acht Milliarden Dollar vor allem Saatgutfirmen auf. Das riss ein riesiges Loch in die Kassen: sechs Milliarden Dollar Schulden.
Die Gewinne aus der Gentechnik fließen hingegen langsamer als erwartet. So war es Zeit für Monsanto, die Schuldenlast und das Risiko zu teilen. R. Metzger
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen