: Geht Frankfurt jetzt hurenfrei ins neue Jahr?
Die Stadt versucht, ausländischen Prostituierten den Garaus zu machen
Berlin (taz) – Das Frankfurter Ordnungsamt strengt sich erneut an, ausländische Prostituierte aus den Bordellen des Bahnhofsviertels zu vertreiben. Auf die jüngsten Schikanen eine mit dramatischen Folgen. Darauf machte am Mittwoch der Frankfurter Verein für soziale und politische Rechte von Prostituierten, „Dona Carmen“, aufmerksam.
Anfang Dezember hatte die Behörde einen folgenschweren Brief an alle Bordellbetreiber verschickt. Darin wurden sie darauf hingewiesen, dass sie bei der Vermietung ihrer Zimmer nicht versäumen dürften, die Aufenthaltserlaubnis der Frauen zu überprüfen. Ansonsten würden sie sich strafbar machen- gemäß Paragraf 92a des Ausländergesetzes („Einschleusen von Ausländern“). Einer der Bordellbetreiber hatte dagegen geklagt und war vor dem Landgericht unterlegen.
Der Verein Dona Carmen, der unter anderem regelmäßig eine dreisprachige Zeitung für Prostituierte – La Muchacha – herausgibt, kritisierte an dem Urteil, dass damit das so genannte Vertragsrecht, wonach der Vermieter explizit nicht verpflichtet ist, den Ausweis eines Mieters zu kontrollieren, in Frage gestellt werde.
Allein das Schreiben des Ordnungsamtes hatte bereits gravierende Folgen im Bahnhofsviertel gezeitigt: Die Bordelle sind so gut „wie leergefegt“, denn die meisten Prostituierten dort sind Ausländerinnen – die meisten aus lateinamerikanischen Ländern – und fast alle haben nur ein Touristenvisum. „1.000 Prostituierte zittern um ihren Job“, titelte die Frankfurter Bild.
Bisher bestand für diese Illegalen nur eine Meldepflicht, sie wurden geduldet. Laut Juanita Henning, einer Mitarbeiterin von „Dona Carmen“, werde die Prostitution durch die Maßnahmen des Ordnungsamtes im Endergebnis nicht abgeschafft, sondern bloß an andere Orte verlagert, und zwar in „weniger überschaubare Strukturen“, die für die Frauen noch unangenehmer und gefährlicher seien. Henning nannte diese Vertreibungspolitik deswegen „töricht und menschenverachtend“.Helmut Höge
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