Bürgermeister unter Kirchenmäusen

■ Ortwin Runde wünscht sich Allianz für Hamburg und verharrt in Zufriedenheit

Die Journalisten werden schon mal eingenordet: Beim Länderfinanzausgleich erwarte er eine „Allianz für Hamburg auch aller publizistischen Stimmen in dieser Stadt“, formuliert Bürgermeister Ortwin Runde und schaut die versammelten Medienleute treu an. Dann blickt er auf den Aufschnitt, der zum Medien-Jahresgespräch im Gästehaus des Senats aufgetischt ist, und merkt ganz assoziativ an: „Beim Länderfinanzausgleich geht es für uns um die Wurst.“

Bündnispartner werden gebraucht, um sich gegen die südlichen Bundesländer in den Verhandlungen um die zukünftige Neuregelung des Finanztopfes durchzusetzen, verlangt Runde. Und da reiche es nicht, sich innerhalb der drei Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg zu verständigen: „Da sitzt man dann mit den armen Kirchenmäusen am Tisch und unterhält sich über die Verteilung des Käses.“ Der Finanzausgleich werde Hamburg jedenfalls im Jahr 2000 „fundamental beschäftigen“. Das sei die hamburgische Hauptaufgabe in dem kommenden Jahr.

Eine Stunde lang zieht der Bürgermeister Bilanz des Senatsjahres und schafft es dabei, den grünen Koalitionspartner nicht einmal zu erwähnen. Darauf angesprochen, zuckt er mit den Achseln und stellt fest, dass „die Koalition eben funktioniert, solide, aber vernünftig“. Ihm sei in der Bürgerschaft lediglich aufgefallen, dass „die Abspaltung des Regenbogens der GAL auch psychologisch zu schaffen macht“. Eine Abspaltung, die Runde „vorhersehbar“ nennt.

Der Bürgermeister schaut zurück und verharrt in Zufriedenheit. Man habe „wichtige Projekte nach vorn gebracht“, von der Hafen-City bis zur Elbvertiefung, die Hafenerweiterung in Altenwerder gehe „richtig gut voran“. Und mit der Rückdeichung in Wilhelmsburg und dem Naturschutzgebiet Höltigbaum habe man ja auch grüne Forderungen erfüllt.

Und dann noch das Thema Atom: Das sei „in reiner Konfrontation nicht zu machen“, befindet Runde. „Nur bei absoluter Bockbeinigkeit sollte man die Folterinstrumente zeigen“, sagt er und singt ansonsten das hohe Lied des Konsenses. Die Ausstiegsfristen von knapp 30 Jahren seien ja jetzt auch von den Bundesgrünen akzeptiert: „Wieviel weiter wären wir schon, wenn die Grünen diesen weisen Entschluss schon vor einem Jahr gefällt hätten?“ Hamburg werde „in konstruktiver Mitwirkung“ die Ausstiegsbemühungen unterstützen, aber „den Ausstieg nur hamburgisch zu lösen, wäre ein falscher Weg“. Er gehe nach wie vor davon aus, dass „ein oder zwei Kraftwerke bundesweit zum Ende der Legislaturperiode abgeschaltet werden könnten“. Peter Ahrens