piwik no script img

Berge im Süden Grosnys umkämpft

Die russische Offensive auf Tschetschiens Hauptstadt geht trotz heftigen Widerstandes weiter. Russlands Verteidigungsminister prognostiziert baldiges Ende des Krieges

Moskau/Grosny (dpa/AFP) – Trotz des Stockens der Großoffensive gegen die tschetschenische Hauptstadt haben die russischen Truppen gestern ihre Angriffe auf Grosny fortgesetzt. Dabei rückten sie bei ihrer Offensive von drei Seiten auf das Zentrum vor. Der Vorstoß sei „schwierig“ und „mühsam“, sagte der stellvertretende Generalstabschef Waleri Manilow im Fernsehsender NTW. Prorussische Tschetschenen-Milizen und russische Sondereinheiten hätten am fünften Tag der Großoffensive gegen Grosny den nordwestlichen Stadtteil Staropromyslowski weitgehend unter ihre Kontrolle gebracht. Zuvor hatten die Kämpfer diesen Bezirk geräumt, um so die Verteidigungslinie neu zu ziehen.

Kämpfe tobten auch um den nördlichen Vorort Staraja Sunscha und eine dort gelegene strategisch bedeutende Konservenfabrik. Nach russischen Militärangaben wurden seit Dienstag etwa 200 Rebellen in Grosny getötet. Die Russen bezifferten die eigenen Verluste auf zwei Tote und 15 Verletzte.

Der russische Verteidigungsminister Igor Sergejew sah ungeachtet des heftigen Widerstandes der tschetschenischen Kämpfer das Ende der „aktiven Phase“ des Krieges nahe. „Jedoch ist es für mich schwer, zu sagen, wie sich die Lage weiter entwickeln wird“, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax Sergejew. „Pläne sind kein Dogma, sondern nur eine Anleitung zum Handeln.“

Zugleich setzten die russische Artillerie und die Luftwaffe die Angriffe auch gegen Ziele in den weitgehend von tschetschenischen Kämpfern kontrollierten Bergen fort. Durch die Berge verlaufen die Nachschublinien der Aufständischen. Die Angriffe konzentrierten sich auf das Argun-Tal im Vorgebirge und auf die Bergregion Wedeno nahe der Grenze zur Teilrepublik Dagestan.

Seit dem frühen Morgen versuchten die russischen Truppen, mit Hilfe von Panzern und Raketenwerfern in das Argun-Tal vorzudringen, meldete Interfax unter Berufung auf die Rebellen. Die Russen stünden kurz vor dem Dorf Duba-Jurt, knapp 30 Kilometer südlich von Grosny. Mit der Eroberung der Ortschaften am Argun-Fluss wollen die russischen Einheiten die Nachschubwege der Rebellen abschneiden.

Unterdessen übte der Präsident von Inguschetien, Ruslan Auschew, scharfe Kritik am russischen Vorgehen in Tschetschenien. Auschew warf den Truppen „abscheuliches und verantwortungsloses Verhalten“ vor. Fünf betrunkene Soldaten hatten am Dienstag in dem inguschetischen Dorf Barsuki zwei Mädchen im Alter von acht und neun Jahren mit einem Lastwagen überfahren.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen