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Das hab ich meinen Eltern gesagt

Wer zu lange schläft, den bestraft der Fritz (9). Gnadenlos. Sein Vater muss jeden Samstag pünktlich um neun Uhr aufstehen, weil Fritz dann fernsehen will. Und weil er dazu einen großen Menschen braucht. Der Fernseher steht in der Küche ganz oben auf dem Schrank: „Da komm ich nicht mal mit nem Stuhl dran, und eine Fernbedienung haben wir nicht. Also muss ich meinen Vater aus dem Bett holen.“

Seit Wochen geht das schon so, beide ärgern sich, aber keiner gibt nach. Der Fernseher bleibt oben, und Fritz bleibt eisern: „Ich hoffe, der Papa überlegt es sich mal und stellt ihn runter. Dann komme ich selber ran und muss ihn nicht mehr wecken.“

Seine Eltern hält er auch so ganz schön auf Trab. Neulich hat er in der Schule gelernt, wie man den Müll sortieren sollte. „Wir haben geübt, was in welche Tonne kommt und was man alles sammeln soll.“ Nicht nur Glas und Papier wie zu Hause, sondern auch Jogurtbecher, Alu und Konservendosen. „Das habe ich meinen Eltern gesagt, aber die haben das wieder vergessen.“ Fritz erinnert sie immer wieder nachsichtig daran.

Überhaupt – er möchte nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht: „Wir streiten nicht oft, überhaupt nicht oft.“ Eigentlich versteht er sich gut mit seinen Eltern.

Bei seinen Judowettkämpfen unterstützen sie ihn als Fahrer und Fans. Im Urlaub in Italien durfte er jeden Tag Pizza Margharita essen. Und wenn er will, darf er Mama Brigitte Marquardt im taz-Archiv besuchen: „Ich finde es gut, dass man sich da sonntags mal an den Computer setzen und ins Internet gehen kann.“ Mit zwei Klassenkameraden, die nach USA und Indien gezogen sind, schreibt er sich E-Mails. Aber allzu lange hält er es nicht aus vor dem Bildschirm. Denn wenn der Berg ruft, muss er nach draußen.

Der Berg, das ist sein Hausberg im Viktoriapark, ganz in der Nähe seiner Wohnung: der Kreuzberg – mit 66 Metern die höchste natürliche Erhebung Berlins und für Fritz der Mittelpunkt der Welt. Dort ist er praktisch jeden Tag, so oft und so lange es geht. Auf dem Kreuzberg trifft er seine Kumpels im Sommer zum Fußballspielen, im Winter zu Schneeballschlachten. „Und an Silvester gibt es da oben ein riesiges Feuerwerk, dieses Jahr natürlich noch größer und lauter als sonst.“

Von dem neuen Jahrtausend verspricht er sich vor allem eine neue, sinnvolle Erfindung: „Autos, die keine Abgase mehr machen. Jetzt denken noch manche, das ist unmöglich. Aber vielleicht geht das ja irgendwann.“ Er selbst möchte Arzt werden oder „sowas mit Experimenten, das mach ich gerne. Neulich haben wir eine Seltersflasche zugemacht, sie geschüttelt, ein bisschen aufgemacht und beobachtet, was da für ein Druck entsteht.“ Also Chemiker? „Könnte sein, ich muss aber noch sehen, ob mir das wirklich Spaß macht.“L.W.

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