: Uganda findet keinen Frieden
Kaum einen Monat nach einem feierlichen Friedensabkommen zwischen Uganda und dem Sudan brechendie bewaffneten Konflikte im Westen und Norden des Landes wieder auf ■ Aus Kampala Levi Ochieng
In einem sind sich Optimisten und Pessimisten in Uganda einig: Gespräche reichen nicht aus, um die Zwietracht zwischen Uganda und dem Sudan zu beenden. Daher wird es auch lange dauern, bis das zwischen den beiden Ländern am 8. Dezember geschlossene Abkommen Wirkung zeitigt. Yoweri Museveni und Omar al-Baschir, die Präsidenten Ugandas und des Sudan, hatten in Kenias Hauptstadt Nairobi vereinbart, nicht länger Rebellengruppen im jeweils anderen Land zu unterstützen.
Wenn das Abkommen umgesetzt würde, hätte es entscheidende Konsequenzen sowohl für den Bürgerkrieg im Südsudan, wo die von Uganda unterstützte „Sudanesische Volksbefreiungsarmee“ (SPLA) gegen die Regierung kämpft, wie auch für den Norden Ugandas, wo seit 13 Jahren die vom Sudan unterstützte „Lord’s Resistance Army“ (LRA) einen blutigen Krieg führt.
Im Februar dieses Jahres, so die Übereinkunft weiter, wollen Uganda und der Sudan die diplomatischen Beziehungen wieder aufnehmen, die sie 1995 abgebrochen hatten. Kriegsgefangene sollen ausgetauscht und Mitgliedern beider Rebellengruppen soll Amnestie gewährt werden, sofern sie den Kampf aufgeben.
Die Ernüchterung kam schnell: Nur einen Tag nach der Abreise der beiden Führer aus Nairobi rückten Einheiten der westugandischen Rebellenbewegung „Allied Democratic Forces“ (ADF) aus ihren Lagern in den Rwenzori-Bergen an der Grenze zwischen Uganda und Kongo herunter in die Täler, griffen Armeepositionen an und töteten eine große Anzahl von Soldaten und Zivilisten. Seitdem herrscht im Westen Ugandas wieder totaler Krieg. Am 29. Dezember behauptete die Armeeführung zwar, sie habe die ADF-Rebellen besiegt – aber solche Erklärungen hat es schon oft gegeben.
Am 26. Dezember brach auch im Norden Ugandas der Krieg wieder aus, der nach dem Abkommen mit dem Sudan eigentlich zu Ende sein sollte. Die LRA, von der man seit fast einem halben Jahr nichts mehr gehört hatte und deren Führer Joseph Kony todkrank im Sudan leben soll, schickte erneut Kampfeinheiten über die Grenze nach Uganda hinein und griff 56 Kilometer von der Grenze entfernt Regierungstruppen an. Bisher hat die Armee lediglich die Gefangennahme von fünf der schätzungsweise mehreren hundert neuen LRA-Kämpfer melden können.
1993 waren Uganda und der Sudan schon einmal dem Frieden nahe, als sie gemeinsame Grenzüberwachungsteams einrichteten. Damals war die SPLA durch Spaltungen geschwächt und kontrollierte nur noch einen 20 Kilometer breiten Streifen an der Grenze zu Uganda, und auch im Norden Ugandas war von einem Ende des Kriegs der LRA die Rede. Aber dann begann Uganda, die SPLA-Rebellen aufzupäppeln, angeblich wegen des Zustroms von fast 300.000 sudanesischen Flüchtlingen. Im Gegenzug baute der Sudan auch die LRA wieder auf. Diese hat seitdem nach Angaben von Unicef 10.000 bis 15.000 Kinder über die ugandische Grenze in den Sudan entführt und sie als Kindersoldaten zum Kampf gegen die ugandische Armee ausgebildet.
1995 wurde die sudanesische Regierung auch unter ugandischen Flüchtlingen im Nordosten Zaires aktiv – sie waren aus der Heimatregion des früheren ugandischen Diktators Idi Amin gekommen und hatten das Land bei dessen Sturz 1979 verlassen. Unter ihnen formierte der Sudan mit Hilfe der zairischen Regierung von Mobutu Sese Seko die Rebellengruppe „West Nile Bank Front“ (WNBF), die 1997 15.000 Kämpfer zählte.
Die WNBF wurde zerschlagen, als Uganda damals in Zaire beim Sturz Mobutus half. Ihre Reste versammelten sich in Kongo-Zaire mit anderen kleinen ugandischen Rebellengruppen, der „National Army for the Liberation of Uganda“ (NALU) und der „Uganda Mujahideen Movement“ (UMM). Diese Gruppen zusammen bildeten dann die ADF, die seitdem im Westen Ugandas kämpft – nach ugandischen Angaben mit Hilfe des Sudan.
Bei den Gesprächen zwischen Museveni und al-Baschir in Nairobi blieb diese Dimension des Konflikts ausgeklammert – andernfalls hätten sie auch die Problematik des Kongo-Krieges behandeln müssen, in den der Sudan tief verwickelt ist. Nach dem Sturz Mobutus 1997 flohen nach UN-Angaben bis zu 15.000 ruandische Hutu-Kämpfer, die mit Mobutu verbündet waren, in den Sudan. Sie wurden dann in den Kongo zurückgeschickt, um auf Seiten Kabilas zu kämpfen, als dieser sich ab August 1998 mit einer neuen, von Uganda und Ruanda unterstützten Rebellion konfrontiert sah. Der Sudan soll auch eigene Truppen auf Kabilas Seite in den Kongo geschickt haben.
Ugandische Regierungsbeamte räumen ein, dass der Weg zum Frieden mit dem Sudan noch weit ist. Letztlich müsse die Allianz zwischen den Regierungen des Kongo und des Sudan thematisiert werden, wenn der Frieden zwischen Uganda und dem Sudan Realität werden soll. Alles andere, sagen Analytiker, ist heiße Luft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen