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Die Millenniumsparty wird zum Fest für Anwälte

Erst nach Drohung mit rechtlichen Schritten zahlt Kausch an Bezirke

Nach der Fete droht ein Rechtsstreit wegen der Kosten: „Ich fühle mich übel abgezockt“, erklärt Willy Kausch, der Chef der Veranstaltungsagentur Silvester in Berlin (SiB), die für die Stadt die Millenniumsparty organisiert hat. Er will rechtliche Schritte gegen den Bezirk Tiergarten einleiten. Zugleich erwägt Baustadtrat Thomas Flierl (PDS) von Mitte ein juristisches Vorgehen gegen SiB. Der Grund: Kausch glaubt, im Gegensatz zum Vertrag mit Mitte und Tiergarten zur Nutzung des öffentlichen Straßenraums den Bezirken zu viel Geld gezahlt zu haben. Flierl dagegen ging bis gestern Nachmittag davon aus, dass Kausch Zahlungen in Höhe von 232.000 Mark schuldig bleibe. Ob Mitte jedoch bei seiner rechtlichen Drohung bleibt, ist unklar, da Kausch kurz danach die Summe überwies. Eine Reaktion von Flierl darauf war nicht mehr einzuholen.

Es geht vor allem um die Siegessäule, die Kausch in die Feten um die Festmeile von der Straße des 17. Juni bis zum Alex einbezog. In einem Vertrag zwischen Kausch, Flierl und dem Baustadtrat von Tiergarten, Horst Porath (SPD), verpflichtete sich SiB laut Porath dazu, für die Nutzung der Straßen in den beiden Bezirken 275.000 Mark zu zahlen. Die Nutzung der Siegessäule sei nicht Teil des Vertrages gewesen, so Porath. Deshalb habe Kausch noch einmal 232.000 Mark an die Monument Tales GmbH gezahlt, welche das Denkmal vom Bezirk Tiergarten gemietet hatte, um dort eine Ausstellung zu errichten.

Kausch dagegen ist der Ansicht, dass die Nutzung der Siegessäule im Vertrag inbegriffen war und überwies bis gestern Nachmittag zunächst nur 232.000 Mark an Monument Tales und 43.000 an Tiergarten – insgesamt zahlte er also 275.000, womit er seine Schuld als beglichen ansah. Als Flierl rechtliche Schritte ankündigte, überwies Kausch gestern Nachmittag die restlichen 232.000 Mark an Tiergarten, drohte aber: „Jetzt mache ich ein Riesenfass auf. Der Bezirk kassiert doch hier doppelt.“ Erst nach Vertragsunterzeichnung habe er erfahren, dass ein privater Betreiber die Siegessäule nutze. Was genau Kausch nun auf juristischem Wege tun wird, will er sich in dem dreiwöchigen Urlaub, den er jetzt antritt, gut überlegen. Philipp Gessler

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