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Diätenüberwachung. Lückenlos.

Von allen Seiten nur Beschwerden: Das neue Jahrtausend, heißt es, hat nichts von dem zu bieten, was Regisseure wie Wim Wenders oder Stanley Kubrick nicht schon in der Vergangenheit ausgemalt hätten. Keine Bildtelefone in der Wüste, nicht einmal am Potsdamer Platz, und erst recht keine wahrheitsliebenden, aufrechten Computer als bessere Menschen, die sich nicht belügen lassen. Der Cyberspace ist noch Lichtjahre von den Dimensionen entfernt, die William Gibson in den Siebzigern beschwor. Alles in allem enttäuschend also, diese Sachen mit der Doppelnull.

Aber keine Bange. Schon bald werden futuristische Sehnsüchte Realität. Electrolux kommt in einem Jahr mit „Screenfridge“ auf den Markt, einem Internet-tauglichen Kühlschrank. Das Gerät soll Verfallsdaten von Waren überwachen können: Ist die Butter ranzig, informiert der Kühlschrank seinen Besitzer per E-Mail oder Handy.

Bei der bloßen Überwachungsfunktion wird es natürlich nicht bleiben. Ist der Kühlschrank leer, geht er online shoppen, stellt Menüs zusammen, kontrolliert die Garzeiten des vernetzten Backofen. Er wird lückenlos Diäten überwachen. Alle heimlichen Verstöße verriegeln automatisch mittels Fridge-Look-Programm den Kühlschrank – das von den besten Hackern nicht zu knacken ist. Blitzschnell errechnet der Kühlschrank die Überdosis Kalorien des Diätkandidaten. Die Tür öffnet sich erst wieder, wenn der Gierschlund per Touchscreen den Abbau der Überdosis Fette nachgewiesen hat. Unsicher ist eigentlich nur noch die Rechtslage – sind Kühlschränke geschäftstüchtige Marktteilnehmer oder haftet der Eigentümer, wenn das Gerät in unkontrollierten Konsumrausch verfällt und rund um den Erdball das Jahreseinkommen einer Familie verschleudert. Ein EU-Ausschuss wird sich sicher bald damit befassen. Markus Neumann

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