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Global stellt sich das Problem umgekehrt

betr.: „Der alte Kontinent“ (Ein UN-Bericht sieht soziale Systeme Europas bedroht), taz vom 7. 1. 00

[...] Global stellt sich das Problem ja eher umgekehrt dar. Die meisten bewohnten Gebiete unseres Planeten zeichnen sich durch Überbevölkerung aus, was zu globalen Problemen in Bezug auf Energieversorgung, Nahrungsmittelversorgung sowie Wanderungsbewegungen führt. Je größer die Probleme in den überbevölkerten Gebieten werden, umso größer werden die Wanderungsbewegungen. Ist es in diesem Zusammenhang nicht pervers, für Deutschland eine höhere Geburtenrate zu fordern und gleichzeitig die Grenzen so abzuschotten, dass aus den Ländern mit Überbevölkerung so gut wie niemand mehr legal Deutschland erreichen kann? Das im Kommentar angesprochene Argument, es würden bei einer verstärkten Zuwanderung die Eliten eines Landes abgezogen, stimmt zwar so erst einmal, würde aber bei einer quotierten Einwanderung, wie immer wieder aus Reihen von FDP und Grünen gefordert, verstärkt, da gerade in einer Quotierung ja eine Auswahl nach Ausbildungsgesichtspunkten durchgeführt würde. Lässt man dagegen Flüchtlinge, die ja auch nicht ohne Not ihre Heimat verlassen, einwandern, kommt zwar auch nur der Teil der notleidenden Bevölkerung zu uns, der es sich leisten kann. Wer aber aufgrund seiner Ausbildung in seinem Heimatland eine gesicherte Existenz hat, wird im Gegensatz zur Anwerbung nach Quote eine Wanderung scheuen.

Wir müssen lernen, alle Probleme global zu denken. Der Nationalstaat ist überholt, die Welt ist zusammengerückt. [...]

Lokal bedeutet das, Zuwanderung findet statt, ob wir das wollen oder nicht, wir brauchen Zuwanderung, ob wir das wollen oder nicht. Der Kampfbegriff des Nichteinwanderungslandes muss endlich zu Gunsten der Realität fallen und Integration gefördert werden. Dies funktioniert, wenn Zuwanderer gleiche Recht wie andere Bewohner erhalten. Frank Wonsak, Berlin

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