:
Überfällig ■ Das Aus für die Bauausstellung ist nur ein erster Schritt
Hans Stimmann ist ein Polterkopf. Was sich der Senatsbaudirektor in den Kopf setzt, will er auch durchsetzen. Dass es bei einer seiner ersten Amtshandlungen ausgerechnet der Bauausstellung an den Kragen gehen soll, ist dabei kein Zufall.
Einerseits handelte es sich beim geplanten Bau von 8.000 Eigenheimen auf der grünen Wiese um eines der Lieblingsprojekte des ehemaligen Bausenators Jürgen Klemann (CDU). Zum andern verfechten Stimmann und der neue Bausenator Peter Strieder (SPD) schon lange das Prinzip „Innen- vor Außenentwicklung“. Die weitere Zersiedelung des landschaftlich wertvollen Nordostraums in Pankow und Weißensee wäre da nur schwerlich zu vermitteln.
So richtig deshalb das Kippen der Bauausstellung wäre, eine stadtpolitische Zäsur wäre das noch lange nicht. Genauso wenig, wie sich mit dem Bau neuer Eigenheime am Stadtrand die andauernde Stadtflucht verhindern ließe, genauso wenig bedeutet der Stopp eines solchen Programms automatisch eine Umkehr zu einer Politik der nachhaltigen Stadtentwicklung. Die müsste nämlich auch bei den Ursachen der so oft beklagten Randwanderung ansetzen, zu denen auch die deutlich steigenden Mieten in den Innenstadtbezirken gehören. Stadtpolitisch sinnvoll wäre dieser erste Schritt also nur, wenn ihm eine Umverteilung der gesparten Fördermittel zu Gunsten der sozialen Stadterneuerung, der baulichen Selbsthilfe oder der Förderung von Wohnungsgenossenschaften folgen würde.
Darüber hinaus wäre zu fragen, inwieweit nicht nur der Bau von Eigenheimen am Stadtrand einer nachhaltigen Politik widerspricht, sondern auch die mit dem Planwerk Innenstadt alias Masterplan geplanten Wohnungsbaustandorte im Zentrum.
Die sind nicht nur für den Normalberliner unerschwinglich, sondern fördern durch die weitere Versiegelung von Grünflächen eben jenen Wegzug, den man eigentlich verhindern möchte. Außerdem sind sie mittlerweile so unnötig geworden wie die Eigenheime am Stadtrand. Die Berliner Bevölkerung schrumpft bekanntlich. Es wäre an der Zeit, wenn auch das noch bis zum Polterkopf des Hans Stimmann vordringen würde. Uwe Rada
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen