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Container werden für blinde Passagiere zu Särgen

Neue Methode des Menschenschmuggels von Chinesen fordert die ersten Todesopfer

Berlin (taz) – Beim Schmuggel von Chinesen per Schiffscontainer nach Nordamerika sind jetzt die ersten blinden Passagiere gestorben. Am Montag wurden zwei Männer und eine Frau im Hafen von Seattle tot aus einem Schiffscontainer geborgen. Er enthielt weitere 15 illegale Migranten aus China. Die Überlebenden waren durch Hunger und Durst stark geschwächt, berichtete die Seattle Times. „Sie konnten kaum stehen“, sagte ein Beamter.

Die Opfer seien bereits seit einer Woche tot gewesen, berichteten Überlebende, von denen zwei selbst in kritischem Zustand waren und mehrere medizinisch behandelt werden mussten. Ihr Container war zwischen anderen eingekeilt gewesen und wurde zur tödlichen Falle, als sich die Reise des Schiffs wegen Sturms verzögerte.

Am Dienstag wurden in Seattle weitere 19 junge Chinesen in einem Schiffscontainer entdeckt. Wie die meisten anderen illegalen Migranten, die in letzter Zeit in nordamerikanischen Häfen aufgegriffen wurden, sollen auch sie aus der chinesischen Küstenprovinz Fujian und dort meist aus dem Landkreis Changle stammen. Und auch ihr Container wurde von einem Schiff befördert, das vor der Überquerung des Pazifiks Station in Hongkong gemacht hatte. Der Hafen der Ex-Kronkolonie gilt als Drehscheibe für den Menschenschmuggel nach Nordamerika.

In den vergangenen zwei Wochen wurden nach Angaben der Zeitung Vancouver Sun 136 Chinesen entdeckt, die auf acht Schiffen als blinde Passagiere in Containern an der Westküste der USA und in Kanada eintrafen. Die meisten von ihnen haben politisches Asyl beantragt und damit ihre baldige Abschiebung verhindert.

Die beteiligten Schiffe hatten alle in Hongkong Container geladen, die von Zubringerschiffen aus Häfen der Provinz Fujian stammten. Die Behörden vermuten, dass die chinesische Mafia, die so genannten Triaden, den Menschenschmuggel organisiert. Die US-Einwanderungsbehörde bezeichnete den Menschenschmuggel in Containern kürzlich als „neuen Trend“. In Hongkong haben Regierung und Reeder jetzt eine bessere Bewachung der Häfen und eine stärkere Kontrolle abfahrender Containerschiffe angekündigt.

Die USA schoben am vergangenen Wochenende 246 illegal eingereiste Chinesen nach Fujian ab, um Nachahmer abzuschrecken. „Wir hoffen, dass dies die Leute zum Nachdenken bringt“, sagte ein US-Konsularbeamter in Guangzhou. Die Abgeschobenen waren im Dezember an Bord von zwei Schiffen auf dem Weg in die USA vor der Küste Guatemalas aufgegriffen worden.

Sven Hansen

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