Thüringer Ziege trifft Pinzgauer Kuh

Die Internationale Grüne Woche öffnet heute auf dem Messegelände ihre Pforten

Wer wollte nicht schon immer wissen, wie die Nutztiere leben: das rauhwollige Pommersche Landschaf aus Rügen zum Beispiel, die Pinzgauer Kuh oder die Thüringer Waldziege? Wer landläufigen Vorurteilen aufsitzt und denkt, sie lebten in lichtlosen Hallen, gefüttert mit dioxinbelasteten Resten ihrer Artgenossen, sollte sich auf der Grünen Woche umschauen. In diesem Jahr gibt es nämlich erstmals eine ganz besondere Attraktion: „Tiere in ihren Landschaften“ heißt sie. Leider haben die Veranstalter vergessen, Rügener Kreide- oder alpenländische Granitfelsen nach Berlin zu schaffen: In Halle 25 posieren rund 150 größere Nutztiere samt Anhang vor „einem 150 Meter langen Panorama typischer deutscher Landschaften“, wie die Messeveranstalter verkünden.

Wer sich von der Schönheit deutscher Landschaften selbst ein Bild machen will, kann ab heute Nachmittag Einlass begehren, Kostenpunkt 20 Mark. Ab morgen können sich dann die Besucher von 9 bis 18 Uhr „genüssliche und informative Tage“ verbringen, ist sich Bauernchef Gerd Sonleitner sicher. Insgesamt versuchen 1.648 Aussteller aus 58 Ländern, die Besucher für ihre landestypischen Spezialitäten, Nahrungsmittel und Agrarprodukte zu interessieren. Im vergangenen Jahr waren fast eine halbe Million Menschen auf das Messegelände am Berliner Funkturm gekommen, neben der Internationalen Funkausstellung (IFA) die wichtigste Messe der Hauptstadt.

Erstmals gibt es auf der Messe auch einen „ErlebnisBauernhof“, auf dem die Besucher die Methoden der Tierzucht hautnah bestaunen können.

Wie in jedem Jahr dürfte aber das große Fressen im Mittelpunkt des Besucherinteresses stehen. Mittlerweile haben auch die neuen Bundesländer erkannt, dass sie auf der Messe gut für ihre Produkte werben können. Nach Sachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt ist diesmal auch Mecklenburg-Vorpommern mit einer eigenen Schau vertreten. Schließlich muss man auch den vielen erwarteten Fachbesuchern erklären, dass Rügener Badejungen nichts mit Tourismus zu tun haben.

Zum Motto der deutschen Bauern „Genießen auf gut Deutsch“ gehören diesmal auch die großen Biertheken. So soll offenbar dem sinkenden Bierabsatz entgegengewirkt werden. Für die Nachrichtenagentur ADN ein Grund zur Warnung: „Besucher sollten sich vorher orientieren und einen Rundgang planen.“

Richard Rother