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Warme Worte für die Truppen

■ Russlands Innenminister reist ins Kriegsgebiet nach Tschetschenien. Mehrere Städte heftig umkämpft. Inguschetiens Präsident kritisiert „stalinistische Praktiken“ an der Grenze

Moskau (AFP) – Nach dem Zurückschlagen der tschetschenischen Gegenoffensive auf mehrere von russischen Truppen besetzte Städte ist der russische Innenminister Wladimir Ruschailo in das Kriegsgebiet im Kaukasus gereist, um den Moskauer Truppen den Rücken zu stärken. Die Lage im Kampfgebiet sei „normal“, Berichte über hohe russische Verluste „groteske Übertreibungen“, sagte der Minister nach seiner Ankunft im nordossetischen Mosdok dem TV-Sender NTW.

Der Innenminister wollte laut NTW auch die heftig umkämpften Städte Argun und Schali in der Nähe von Grosny besuchen, wo zahlreiche russische Soldaten bei einer überraschenden Gegenoffensive tschetschenischer Rebellen am Wochenende getötet worden waren. Der Vorstoß der Rebellen hatte Zweifel an den Erfolgsaussichten der russischen Truppen laut werden lassen.

Der Moskau-treue Tschetschenen-Führer Bislan Gantamirow gab an, seine Kämpfer kontrollierten bereits 85 bis 90 Prozent der umkämpften Hauptstadt Grosny. Dort leisteten höchstens noch 1.500 Rebellen Widerstand.

Ein Vertreter der nach Unabhängigkeit strebenden Tschetschenen, Mowladi Udugow, betonte dagegen im Moskauer Rundfunk, Grosny sei noch nahezu vollständig in der Hand der Unabhängigkeitskämpfer. Udugow zufolge wollen die Unabhängigkeitskämpfer künftig „Guerilla-Taktik“ einsetzen und offene Kampfhandlungen möglichst vermeiden. Es werde nun verstärkt Angriffe auf die in Tschetschenien verstreut stationierten russischen Einheiten geben. Als Antwort auf diese Taktik erklärten russische Militärs, die Streitkräfte würden nun systematisch die männliche Bevölkerung des Landes kontrollieren. Verdächtige würden festgenommen.

Unterdessen kritisierte der Präsident der tschetschenischen Nachbarrepublik Inguschetien, Ruslan Ajuschew, die von Moskau verhängte Sperrung der tschetschenischen Grenze für alle männlichen Tschetschenen zwischen zehn und sechzig Jahren. Dies sei „illegal und diskriminierend“ und treibe den tschetschenischen Rebellen nur neue Unterstützer zu, erklärte Ajuschew. „Selbst während der Stalin-Zeit, als die Tschetschenen deportiert wurden, wäre niemand auf die Idee gekommen, sich so zu verhalten wie das russische Militär heute“, sagte Ajuschew.

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