: Kein Schutzraum
■ Nach Polizeieinsätzen blieb „Abrigado“ mehrere Tage geschlossen
Seit Dezember verfolgt die Polizei verstärkt Drogendealer in Harburg. Erste Konsequenzen kann die Innenbehörde bereits verbuchen: Die Fixerstube und das Café der Drogenhilfseinrichtung „Abrigado“ blieben mehrere Tage geschlossen. Zwei Mal hatten Polizis-tInnen in den vergangenen zwei Wochen mutmaßliche Drogendealer in die Einrichtung hinein verfolgt. „Wir konnten die Reaktion der Klienten nicht abschätzen und kontrollieren“, sagt Norbert Dworsky vom Betreiberverein „freiraum“. Auf einer Hausversammlung soll heute entschieden werden, ob Café und Druckraum wieder geöffnet werden.
„Wenn Polizei in unsere Räume kommt, macht das unsere Arbeit kaputt“, so Dworsky. „Wird die Einrichtung dazu benutzt, die Erfolgsbilanz bei der Festnahme von Dealern zu verbessern, verlieren wir das Vertrauen der Klienten. Dann können wir einpacken.“
Weil das im Grunde auch die Innenbehörde weiß, haben die Polizeireviere nahe der Fixerstuben mit deren Betreibern in den vergangenen Jahren einen „sensiblen Umgang“ abgesprochen. Seit dem neuen Konzept in Harburg ist es dort mit der Sensibilität offenbar vorbei. „Wir werden den Klienten auf der Hausversammlung klar machen, dass das Abrigado kein eigentlicher Schutzraum ist“, sagt Dworsky.
Die Polizei betont, dass Fixerstuben „kein rechtsfreier Raum“ sind. „Auch die Betreiber der Druckräume können kein Interesse daran haben, Dealern Schutz zu bieten“, so ein Polizeisprecher. „Wir können keinen Dealer laufen lassen – auch nicht, wenn er in einen Druckraum flieht.“
Da es in der Natur der Sache liegt, dass die KlientInnen eine Fixerstube mit Drogen in der Tasche betreten, verhandeln die Träger seit Jahren mit der Polizei über deren Einsätze. Nur in seltenen Ausnahmefällen verschafften sich BeamtInnen Zutritt. Einmal beispielsweise, nachdem jemand nach einem Raubüberfall in den „Fixstern“ am Schulterblatt flüchtete. Ehe sich Geschäftsleute in Harburg über die Drogenszene beklagten und die Polizei ihre Einsätze verstärkte, blieb das „Abrigado“ von Beamten-Besuch verschont. ee
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