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Wer spielt, schießt nicht

Von Monopoly bis zur Carrerabahn: Die Quickborner „Spieliothek“ verleiht kostenlos Spiele an Kleine und Große  ■ Von Markus Huneke

Ohne „Führerschein“ läuft gar nichts. Wer die Carrerabahn fahren will, bekommt zunächst vom Zivildienstleistenden eine kleine Einführung, bevor er lossausen darf. Dabei werden weniger technische Fähigkeiten vermittelt, als vielmehr der erhaltende Umgang mit dem Gerät: Schließlich sollen die Spiele in der Quickborner „Spieliothek“ noch anderen Freude machen.

Eine Spieliothek, der breiten Öffentlichkeit eher unbekannt, ist ein Verleih für Gesellschaftsspiele. Die in Quickborn ist so etwas wie die Mutter aller Spieliotheken in Deutschland. Die Idee dazu hatte 1971 die Lehrerin Uta Buresch, die sich ärgerte, dass schöne und teure Spiele ihrer Kinder nach kurzer Zeit ungenutzt in der Ecke lagen. Der heutige Pinneberger Landrat Berend Harms unterstützte die Initiative, ein Verein wurde gegründet, und man zog ins Souterrain der Goethe-Grundschule, in dem die Spieliothek noch heute beheimatet ist. 20 Freiwillige verleihen an jedem Werktag zwischen 15 bis 18 Uhr alles von Monopoly bis zu größeren „Outdoor“-Spielen, wie Kricket. Nur Computerspiele gibts nicht.

Auf dem Weg zur Carrerabahn gelangt man zunächst in den Raum mit den „stationären“ Spielen. Eine Tischtennisplatte, ein kleiner Billardtisch und ein großes, auseinandernehmbares Holzauto stehen in dem niedrigen Kellerraum bereit. Hier gibt es auch Raum zum Spielen. Jährlich kommen etwa 7000 große und kleine Besucher, um sich kostenlos Spiele auszuleihen. Manche Kinder spielen jeden Tag hier.

Hinter dem Spielraum befindet sich das Spielelager. Hier stehen in langen Regalen so ziemlich alle Gesellschaftsspiele, die es in Deutschland gibt, viele doppelt. „Nur allzu gewaltbenötigende Spiele haben wir nicht“, sagt Mitarbeiterin Helga Griesel. „Schiffeversenken“ und „Risiko“ zählen für sie nicht dazu. 100 Spiele, darunter natürlich alle prämierten, schafft die Spieliothek jedes Jahr neu an. Ermöglicht wird dies durch die Stadt, die das Projekt jährlich mit 20.000 Mark fördert.

Das Ehepaar Griesel ist für den Qickborner Verleih unverzichtbar. Frau Helga ist schon seit zwanzig Jahren dabei. Ehemann Günther war sogar schon, als Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Spieliotheken, zum Weltkongress in Tokio. Spielen ist eben international. Als ehemaliger Werbeexperte verfügt der aktive Rentner über das richtige Gespür, welches Spiel bei wem gut ankommt.

Spielen hat für ihn durchaus einen „pädagogischen“ Kern, erklärt Günther Griesel: „Wo geredet wird, wird nicht geschossen.“ In der Spieliothek lernten die Kinder gewinnen und verlieren – was mehr bedeute, als nur das Spiel nicht umzuschmeißen, wenn man die Schlossallee nicht bekommt.

Schleswig-Holstein ist die Hochburg des Spieleverleihs: 30 Spieliotheken gibt es hier, soviele wie im ganzen übrigen Bundesgebiet zusammen. Aber in Quickborn hat man Nachwuchssorgen. Kaum jemand findet sich, um sich für einige Stunden um den Ausleih zu kümmern. Und wenn Helga Griesel aufhört, haben ihre Kolleginnen gesagt, dann hören sie auch auf. Da fehlt dann wohl die Seele vom Ganzen.

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