: Voss ohne net
■ Bremer Unternehmen Vossnet verkauft ihren Internet-Bereich nach Lübeck
Die kriselnde Bremer Vossnet Communications GmbH hat ihre Internet-Sparte verkauft. Die Lübecker United Business Communications AG (UBCOM) hat vorgestern sämtliche Aktivitäten des Unternehmens als Internet-Service-Provider übernommen. UBCOM erwirbt allerdings keine Unternehmensteile von Vossnet, sondern lediglich den Kundenstamm. Dessen Umfang konnte UBCOM gestern allerdings wegen „desolater“ Vossnet-Datenbanken noch nicht genau einschätzen.
Bereits im Dezember hatte UBCOM im Rahmen eines Service-Vertrags den gesamten technischen Bereich und die Kundenbetreuung für Vossnet übernommen. Laut Vorstand Roland Timmermann ist die UBCOM ohnehin am Kauf kleinerer Internet-Provider interessiert und verhandelt mit drei weiteren Anbietern. Angesichts der Zahlungsschwierigkeiten von Vossnet habe man daher die Übernahme angeboten. Einige Kunden würden künftig weniger zahlen als bei Vossnet, mehr dagegen niemand, versichert Timmermann.
Großen Wert legt UBCOM auf die Feststellung, dass sie mit den übrigen Geschäftsbereichen von Vossnet nichts zu tun hat. Vossnet war durch dubiose Geschäftspraktiken auf dem Strommarkt ins Gerede gekommen. Das Unternehmen hatte mit 27.000 Kunden Strom-Lieferverträge geschlossen, bei denen die neuen Kunden zu Beginn eine Abschlussgebühr von 60 Mark entrichten mussten. Bisher sind allerdings keinerlei Stromlieferungen erfolgt – laut Vossnet wegen andauernder Verhandlungen mit den Netzbetreibern. Die Bremer Staatsanwaltschaft ermittelt daher wegen Betrugsverdachts gegen das Unternehmen. Hinter Vossnet steht laut Staatsanwaltschaft ein 45-Jähriger, der nach einem Konkurs wegen Betrugs verurteilt wurde.
Vossnet hat nach eigenen Angaben inzwischen die Strom-Vertragspraxis umgestellt: Die Abschlussgebühr wird künftig erst bei Stromlieferung fällig. Nachdem das Unternehmen noch am 10. Dezember „fest“ davon ausgegangen war, seine Kunden rechtzeitig zur „Jahrtausendwende“ mit Strom zu versorgen, soll es nun am 1. März soweit sein. Eigentlich ist die Jahrtausendwende ja auch erst am 1. Januar 2001... not
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