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„Unnötiges Politikum nicht aufrecht erhalten“

■ Straßenverkehrsgewerbe will Tempo 30 auf der Stresemannstraße abschaffen

Der Landesverband Strassenverkehrsgewerbe Hamburg (LSH) hat gelernt, ein bisschen. „Wir sind keine Tempo-Fetischisten“, beteuerte Geschäftsführer Dirk Naujokat gestern vor der Presse, „wir wollen ein flexible Verkehrslenkung“. Soll heißen: auch mal Tempo 60 oder 70 innerorts, jedoch abhängig von Verkehrsdichte, Tageszeit und Umgebung. Noch vor zwei Jahren hatte der Dachverband der Spediteure, Omnibus- und Taxi-UnternehmerInnen Tempo 60 für alle vierspurigen Straßen innerorts gefordert.

Naujokat gab sich bezüglich des von der Handelskammer heftig befehdeten Verkehrsentwicklungsplan der Baubehörde betont konziliant, indem er die wirtschaftsfreundlichen Aspekte dieser Wundertüte herauspickte und ihre schnelle Umsetzung verlangte. Gerne wolle der Verband etwa über den Vorschlag reden, bei der Einführung von Maut auf Autobahnen die Ballungsgebiete auszunehmen.

Auch besondere Fahr- und Lie-ferzonen für Laster hält der LSH für eine ausbaufähige Idee. Auf mehrspurigen Straßen sollten Sonderspuren für LKW, Taxen und Busse eingerichtet werden. Die Lobby nennt sie „Kommunaltrassen“, wobei aber auf den existierenden Kommunaltrassen, etwa auf der Mö, nur die Laster von Lieferanten entlang fahren dürfen.

Mit dem Plan, umweltfreundliche und abgasarme Laster in der Innenstadt zu bevorzugen, kann sich der LSH ebenfalls anfreunden. Lieferfahrzeuge, die in der City von Diesel- auf Elektroantrieb umstellen können, seien bereits 1995 in Hamburg ausprobiert worden. Erdgas wäre eine weitere Alternative und selbst für die Kontrolle des Zugangs zur Innenstadt gibt es Lösungen, etwa elektronische Pforten, die nur legitimierte Fahrzeuge durchlassen. Kurz: Die nötige Technik gibt es, bezahlen müsste sie jedoch die Stadt. „Keiner ist bereit, Geld dafür auszugeben“, sagte Friedrich Wendt, stellvertretender LSH-Vorsitzender.

Kritik übte Geschäftsführer Naujokat an den Tempolimits in Hamburg. Tempo 100 auf den Autobahnen müsse schlüssig begründet werden. Tempo 30 dürfe ausschließlich in Wohngebieten gefordert werden, nicht auf Hauptverkehrsstraßen wie der Stresemannstraße. „Ein solches unnötiges Politikum muss nicht länger als zehn Jahre aufrecht erhalten werden“, meinte Naujokat. Und warum auf der Ost-West-Strasse nachts nicht 70 gefahren werden dürfe, sei auch nicht einzusehen. Gernot Knödler

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