: Nur sechs Häuser bleiben
Studentendorf Schlachtensee: Strieder hebt den Denkmalschutz weitgehend auf
Auch der neue Senat will das denkmalgeschützte Studentendorf Schlachtensee mit rund 1.000 Wohnungen aufgeben. Bei einem Treffen zwischen Baudirektor Hans Stimmann (SPD), der Denkmalbehörde und dem Investor Realprojekt wurde am Mittwochabend verabredet, das 50er-Jahre-Ensemble zu verkaufen und wesentliche Teile davon abzureißen. Zugleich unterzeichneten die Teilnehmer eine Vereinbarung, sechs statt bisher fünf Gebäude der Studentensiedlung zu erhalten.
Das Studentendorf Schlachtensee dient als Tauschobjekt für das geplante Landesmuseum Berlinische Galerie auf dem Schultheiss-Areal in Kreuzberg. Realprojekt hat sich verpflichtet, für die Kaufsumme von 23,5 Millionen Mark das Museum zu errichten. In der vergangenen Legislaturperiode hatte der Haushaltsausschuss des Abgeordnetenhauses den Tausch blockiert und mehr Geld für die Liegenschaft gefordert.
Die vertragliche Vereinbarung, sagte Petra Reetz, Sprecherin des Bausenators, diene dazu, die sechs Häuser zu sichern. Außerdem seien Realprojekt „konservatorische Auflagen“ gemacht worden. So muss der Investor die Gebäude denkmalgerecht sanieren und in Wohnungen umwandeln. Schließlich sollen bestehende Außenanlagen erhalten und gepflegt werden. Insgesamt, sagte Reetz, sei die Bauverwaltung aber der Überzeugung, dass das Studentendorf nicht erhalten werden könne.
Kritik an der Haltung von Bausenator Peter Strieder (SPD) übte gestern die Studentenvertretung Schlachtensee und warf ihm Wortbruch vor. So habe Strieder vor den Wahlen im Herbst 1999 erklärt, einer Verstümmelung des Denkmals nicht zuzustimmen, sagte Johannes Prüßner. Jetzt breche Strieder sein Versprechen. Prüßner forderte den Senat auf, den Denkmalschutz ernst zu nehmen und das Gelände für Studenten zu erhalten.
Realprojekt-Sprecher Willo Göpel zeigte sich zufrieden mit dem „Kompromiss zum Erhalt von sechs Häusern“. Gleichzeitig äußerte er sich „verhalten optimistisch“, dass der Senat dem Geschäft in der kommenden Woche zustimmt. Andernfalls platze der Vertrag und das Land müsse das Museum ganz finanzieren. rola
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen