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Lehrer müssen nachsitzen

■ Schulsenator Klaus Böger (SPD) will allen Lehrern wöchentlich eine zusätzliche Unterrichtsstunde aufbrummen. Scharfe Proteste der GEW. Leises Murren in der SPD

Schulsenator Klaus Böger (SPD) steht eine harte Auseinandersetzung mit den Lehrern bevor. Er hatte am Wochenende angekündig, ab September die Zahl der Pflichtstunden um eine zu erhöhen, was bei Gewerkschaften und Lehrerverbänden scharfe Proteste auslöste.

Nach Bögers Plänen sollen Lehrer ab dem neuen Schuljahr statt 23 künftig 24 Wochenstunden unterrichten. Damit soll ein Großteil des Personalabbaus ausgeglichen werden, den die Große Koalition im Zuge der Haushaltskonsolidierung vereinbart hat.

30.456 Lehrerstellen sind im Haushaltsentwurf 2000 ausfinanziert, der errechnete Bedarf liegt aber um 600 Stellen höher. Insgesamt liegt der Fehlbedarf sogar bei 1.606 Stellen. Denn 506 Stellen müssen eingespart werden. Hinzu kommen 500 Stellen für neue Lehrkräfte, mit denen erkrankte Lehrer, die dauerhaft ausfallen, künftig ersetzt werden. Für deren bisherige Vertreter bedeutet dies eine Entlastung. Auch ein Einstellungskorridor für 429 junge Lehrer ist eingeplant.

„Ich halte eine zusätzliche Pflichtstunde für zumutbar und notwendig“, erklärte Schulsenator Klaus Böger am Wochenende. Innensenator Eckart Werthebach (CDU) hätte ursprünglich sogar zwei zusätzliche Stunden anvisiert. SPD-Schulstaatssekretär Thomas Härtel meinte: „Wenn wir den Unterricht abdecken wollen, geht es nicht anders.“ Doch in der SPD ist Bögers Vorschlag nicht unumstritten. „Das ist die schlechteste aller Lösungen“, sagte der frühere schulpolitische Sprecher der SPD, Peter Schuster. Bereits 1992 seien die Lehrer zu einer zusätzlichen Unterrichtsstunde verpflichtet worden. Die stellvertretende Parteivorsitzende und Lehrerin Monika Buttgereit forderte, zunächst Alternativen zu prüfen. „Ich bin dagegen, von vorneherein diesen Weg zu gehen.“ Buttgereit verwies auf das vor einem Jahr vereinbarte Modell der Arbeitszeitkonten. Danach verpflichten sich Lehrer für begrenzte Zeit zur Mehrarbeit, die zu einem späteren Zeitpunkt ausgeglichen wird. In welchem Umfang die Pflichtstundenerhöhung durch eine Erweiterung der Arbeitszeitkonten vermieden werden könne, ließ Buttgereit aber offen.

Die schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Eveline Neumann, ist skeptisch: „Arbeitszeitkonten halte ich als erneute Maßnahme für ausgeschlossen.“ Es sei bereits jetzt schwierig genug, die „Rückzahlung“ der Konten zu garantieren, sagte die Lehrerin. Sie sieht wenig Spielraum, um die Mehrarbeit noch abzuwenden. Selbst Buttgereit meinte: „Wenn es nicht anders geht, dann muss man da durch.“ Die PDS lehnt die Erhöhung der Pflichtstundenzahl ab. Die GEW droht bereits, der Arbeitsfrieden werde „nachhaltig gestört“. Dorothee Winden

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