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Ärzte fordern sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie

IPPNW-Kongress: Ausstiegsdebatte beschränkt sich auf wirtschaftliche Fragen und vernachlässigt die gesundheitliche Risikoabschätzung. Sogar ein Störfalltraining fehlt

Kiel (dpa/taz) – Wegen gesundheitlicher Gefahren haben die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) den sofortigen Atomausstieg in Deutschland gefordert. Der Sprecher der IPPNW in der Bundesrepublik, Lars Pohlmeier, kritisierte am Samstag bei einem Kongress in Kiel, die derzeitige Debatte über einen Ausstieg mit einer 30-jährigen Restlaufzeit sei auf rein wirtschaftliche Fragen beschränkt. Zugleich sei „niemand auf einen ernsthaften Störfall vorbereitet“.

Alfred Körblein vom Umweltinstitut München verwies auf erhöhte Krebsraten bei Kindern unter 15 Jahren im Nahbereich eines Atomkraftwerkes. Eine 16 Jahre umfassende Studie des Mainzer Instituts für Medizinische Statistik und Dokumentation von 1997 stelle bei 15 Kernkraftwerken eine signifikante Erhöhung um 22 Prozent fest. Bei Kindern unter fünf Jahren lägen die Krebsraten um 53, die von Leukämien um 76 Prozent höher als anderswo. „Einen wirksamen Katastrophenschutz für den Fall eines schweren AKW-Unfalls kann es nicht geben“, sagte der Mediziner Rainer Stephan aus Itzehoe.

„Die Notfallstationen zur Abschätzung der Höhe der Strahlenbelastung sind noch nie in der Funktion real erprobt worden.“ Evakuierungsübungen gebe es nicht. In einem Gebiet wie Deutschland wären bei einem Störfall drei bis sechs Millionen Menschen betroffen, gab der Strahlenbiologe Edmund Lengfelder zu bedenken. Die Evakuierungsgrenze von zehn Kilometern sei „lächerlich“, da in Tschernobyl Orte in 400 Kilometern Entfernung evakuiert werden mussten.

Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) erklärte, ein Ausstieg sei nur über die „Befristung der Betriebsgenehmigungen“ möglich. „Das Schlimmste, was dem Atomausstieg passieren kann, ist im Rahmen einer einstweiligen Anordnung ein solches Gesetz zu stoppen.“

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