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Gutes Jahr für Sonne, Wind und Biomasse

1999er Bilanz: Regenerative Energien sind ein ernst zu nehmender Beschäftigungsfaktor

Freiburg (taz) – Auch wenn gute Nachrichten zum Thema Umweltschutz selten sind, sind doch die erneuerbaren Energien immer wieder für Erfolgsmeldungen gut. Das zeigen die Jahresbilanzen der entsprechenden Branchen. Für die Photovoltaik, die Erzeugung von Strom mittels Sonnenlicht, war das Jahr 1999 das beste bisher. 14 Megawatt wurden bundesweit neu installiert. Somit gibt es auf deutschen Dächern inzwischen Solarmodule mit insgesamt 64 Megawatt Leistung. Nach Prognosen des Deutschen Fachverbandes Solarenergie (DFS) werden in diesem Jahr 22 Megawatt hinzukommen, im nächsten 36 Megawatt. Für das Jahr 2005 stehen die Prognosen bei 169 neu installierten Megawatt, für 2010 sogar bei 512 Megawatt. Damit würde sich auch die Anzahl der direkten Arbeitsplätze in der Photovoltaik-Branche, die derzeit bei 1.500 liegt, in den kommenden fünf Jahren verzehnfachen. Immerhin 170 Millionen Mark hat die Branche 1999 umgesetzt.

Auch in der Solarthermie steigen die Zahlen seit 1992 kontinuierlich. 440.000 Quadratmeter Sonnenkollektoren wurden 1999 in Deutschland installiert, ein Wachstum von zehn Prozent gegenüber 1998. Insgesamt sind inzwischen 2,3 Millionen Quadratmeter Kollektoren in Deutschland in Gebrauch. 5.000 Arbeitsplätze hängen direkt an der Nutzung der Solarwärme, 700 Millionen Mark wurden im vergangenen Jahr umgesetzt. Auch in der Solarthermie sind die Prognosen des DFS rosig: In diesem Jahr sollen weitere 660.000 Quadratmeter Kollektoren installiert werden, in fünf Jahren mehr als 3,2 Millionen Quadratmeter jährlich, in zehn Jahren fast 10 Millionen Quadratmeter pro Jahr. Mit Wachstumsraten von 30 bis 40 Prozent dürfte die Solarwirtschaft damit die Wachstumsbranche schlechthin werden.

Rekorde werden auch von der Windkraft vermeldet: 1.674 Windkraft-Anlagen wurden 1999 errichtet, deren Leistung zusammen 1.569 Megawatt erreicht – das ist doppelt so viel wie im Vorjahr. Die zum Jahreswechsel bestehenden 7.879 Windkraft-Anlagen kommen auf eine installierte Leistung von 4.443 Megawatt. Das ist die Leistung von annähernd vier großen Atomkraftwerken.

Der Boom der Windkraft wird weitergehen: Durch den technischen Fortschritt sind die Anlagen immer leistungsfähiger geworden. Vor acht Jahren brachte die durchschnittliche Neuanlage noch 170 Kilowatt, heute kommen die Neuanlagen bereits im Mittel auf annähernd 1.000 Kilowatt. Serienanlagen mit 1,5 Megawatt sind inzwischen etabliert. An guten Standorten bringt jede einzelne Strom für mehr als 1.000 Haushalte.

Hinzu kommt, dass sich die Windkraft auch im Binnenland immer stärker durchsetzt. Die Mittelgebirge in den südlicheren Bundesländern erkennen zunehmend ihren Nachholbedarf. Und schließlich wird durch Off-shore-Anlagen, die an den Küsten im Wasser stehen werden, die Windkraft in eine weitere Leistungsklasse vorstoßen. An Anlagen mit drei Megawatt wird bereits gearbeitet – das ist so viel, wie in den Achtzigerjahren das Fiaskoprojekt „Growian“ (Großwindanlage) bei Marne an der Elbmündung bringen sollte. Das Projekt scheiterte, weil man ohne ausreichendes Know-how gleich auf Großtechnologie gesetzt hatte.

Und last not least macht sich auch in der Biogasbranche Aufbruchstimmung breit. Im vergangenen Jahr stieg die Anzahl der Biogasanlagen in Deutschland um 25 Prozent, teilte der Fachverband Biogas mit. Auch hier ist das Potenzial noch beträchtlich: Nur ein Prozent aller landwirtschaftlichen Biomasse wird derzeit genutzt. „Biomasse könnte künftig 15 Prozent des Energiebedarfes in Deutschland decken“, hat der Verband errechnet. So werden auch in dieser Branche noch Arbeitsplätze entstehen – zumal auch Biogasanlagen, die Strom und Wärme aus Gülle erzeugen, inzwischen wirtschaftlich betrieben werden können. Bernward Janzing

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