: Geteilte Zufriedenheit mit Car-Sharing
■ Stattauto schließt Abholstationen, Service soll aber besser werden. Kundenkritik an komplizierter Ausleihe und Dreck
So hatte Dorothee Mayer sich das Car-Sharing nicht vorgestellt: „Wenn ich den Kleinen habe, kann ich kein Auto ausleihen“, klagt die Mutter eines einjährigen Sohnes. An den Stattauto-Abholstationen Braamwisch und Wandsbek-Markt habe sie nur Opel-Corsa gefunden, in die der Kinderwagen nicht pass-te. Der nächste Kombi wartete in der Koppel in St.Georg – nicht gerade ein Katzensprung von Rahlstedt aus. Und im vergangenen November sei das Wochen im voraus gebuchte Auto eine Stunde vorher abbestellt worden.
Keine Autos, oder nur solche, die gerade nicht passen, verschmutzte Wagen, komplizierte Ausleihe – viele KundInnen von Stattauto sind unzufrieden mit dem Car-Sharing-Unternehmen. Bernd Steinmeyer aus der Berliner Firmenzentrale weiß das. Er spricht aber von einem „Zwischentief“, hervorgerufen durch die besonderen Schwierigkeiten, die das vergangene Jahr mit sich brachte.
Nachdem ein halbes Dutzend Leihwagen in Hamburg gestohlen worden war, zog Stattauto die Autos an seinem Hauptsitz zusammen. JedeR, der einen Wagen ausleihen wollte, musste sich nach St.Georg bemühen, um sich dort die Schlüssel persönlich aushändigen zu lassen. Viele der damals geschlossenen Ausleih-Stationen sind bis heute nicht wieder eröffnet worden.
Im August fusionierte der Hamburger Betrieb mit seiner Berliner Schwesterfirma zu einer Aktiengesellschaft. Unter dem neuen wirtschaftlichen Erfolgsdruck wird jetzt geprüft, welche Stationen sich rentieren. Geschlossen werden sollen zum Beispiel die Stationen in Stade und in Elmshorn. Stationen wie Braamwisch und Nettelnburg stünden unter Beobachtung. „Wir werden die Netzstruktur im Prinzip erhalten“, versichert Steinmeyer. Kleine Stationen mit nur einem Wagen würden jedoch zu Stationen mit je einem kleinen Auto und einem Kombi zusammengelegt, um eine Auswahl bieten zu können.
Bei langen Fahrten, für die sich Leute wie Dorothee Meyer manchmal lieber Autos bei herkömmlichen Autovermietern ausleihen, will Stattauto nach Steinmeyers Auskunft konkurrenzfähiger werden. Freikilometer kämen allerdings nach wie vor nicht in Frage. Wer Auto fährt, solle jeden zusätzlich gefahrenen Kilometer im Geldbeutel spüren.
Verdreckten Autos will Stattauto mit einer „Reinigungsoffensive“ begegnen: „Wir denken, dass sich das Thema bald erledigt haben wird“, sagt Steinmeyer.
Gernot Knödler
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