■ „Nie war ich furchtloser“:
Mit seinen letzten beiden Produktionen hatte Volker Schlöndorff keine gute Hand. Die 28 Millionen Mark teure Michel-Tournier-Adaption „Der Unhold“ (1995) floppte gnadenlos an der Kinokasse, der darauf folgende Krimi „Palmetto“ (1997) wurde von Kritik und Publikum gar nicht erst wahrgenommen.
Schlöndorff, ein passionierter Literaturbearbeiter, war also nun dringend auf einen spektakulären Stoff angewiesen, einen von psychologischer und politischer Brisanz, am besten mit deutsch-deutscher Thematik. Und er wurde fündig. Inge Vietts Lebensbericht „Nie war ich furchtloser“ über die „Karriere“ einer nach 1989 im Osten verhafteten, ehemals militanten Linken aus dem Westen schien für seine Pläne ideal geeignet.
Der Filmemacher versicherte sich der Mitarbeit des prominenten Drehbuchautors Wolfgang Kohlhaase, welcher ja bei solch wichtigen Defa-Filmen wie „Berlin – Ecke Schönhauser“ (1957) oder „Solo Sunny“ (1979) federführend gewesen war, und ging frisch ans Werk. Während der Vorbereitung zu den Dreharbeiten zeigte sich jedoch schnell, dass sich Schlöndorffs Intentionen nicht mit den Vorstellungen Inge Vietts vereinbaren ließen.
Die Aktivistin der „Bewegung 2. Juni“, die nach lebensgefährlichen Schüssen auf einen Pariser Polizisten 1982 mit Hilfe des MfS in der DDR untertauchen konnte, zog sich vom Projekt zurück. Da der Film vor seiner Premiere auf der diesjährigen Berlinale nicht zu sehen sein wird, lässt sich über tatsächliche Parallelen zur Vorlage nur spekulieren. Wir befragten Inge Viett zunächst über ihren Blick auf den Sachverhalt.
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