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Transrapid noch toter

Spitzentreffen nur noch Formsache. Thyssen will auf Schadenersatz klagen

Berlin (AFP/rtr) – Nach der Ablehnung der Strecke Berlin-Hamburg durch Bahnchef Hartmut Mehdorn sieht nun auch die Industrie endgültig keine Chance mehr für einen Bau der Trasse. „Die Signale für den Transrapid Berlin-Hamburg sind auf Rot gestellt“, sagte Peter Wiegelmann, Sprecher der Vermarktungsgesellschaft Transrapid International, am Donnerstag in Berlin. Wenn die Deutsche Bahn AG den Zug nicht betreiben wolle, werde sich das Milliardenprojekt auch auf dem geplanten Spitzentreffen am 5. Februar nicht retten lassen. Das Treffen zwischen Bund, Bahn und Industrie sei dann „nur noch reine Formsache“. Transrapid International wird von den Magnetbahn-Bauern ThyssenKrupp, Siemens und Adtranz getragen.

Wiegelmann betonte, für eine mögliche Alternativstrecke müssten nun wieder „viele Jahre Planungsarbeit“ aufgewendet werden. Die Suche nach einer neuen Verbindung sei nicht Sache der Industrie, sondern die des Bundes und der Deutschen Bahn AG, die als Betreiberin der Trasse vorgesehen war.

Mehdorn hatte dem Bau der Strecke am Mittwochabend noch einmal endgültig eine Absage erteilt. Seinen Worten zufolge kann die Bahn das Betriebsrisiko auch dann nicht übernehmen, wenn das Vorhaben mit zusätzlichen öffentlichen Mitteln zweigleisig verwirklicht würde. Die Gewerkschaft der Eisenbahner schloss sich dieser Einschätzung an.

Thyssen-Krupp-Sprecher Alfred Wewers warf Mehdorn indes vor, mit falschen Eckdaten zu argumentieren, und drohte der Bundesregierung mit Schadenersatzforderungen in Höhe von 120 bis 160 Millionen Mark: „Wenn man einseitig Verträge kündigt, dann muss man sich gefallen lassen, dass es Schadenersatzklagen gibt.“ Mehdorn habe mit seinen Aussagen, die Strecke sei unwirtschaftlich, das Projekt beendet. Thyssen habe gestern deswegen auch 100 Mitarbeitern im Werk Kassel gekündigt.

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