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Kopfunter zum Schwatz

Ingo Reulecke und seine Company mit „Mannahatta 5“ im Theater am Halleschen Ufer

Beiläufig betreten sie von allen Seiten den bloßen Bühnenraum, die Musiker und Tänzer, diese Alltagsmenschen mit einem Hang zu ungewohnten Körperansichten. Ganz ohne Auftakt beginnt dieses Stück des Berliner Choreografen Ingo Reulecke, wie nebenbei entwickeln sich tänzerische Sequenzen aus alltäglichen Gesten, werden private Bewegungen mit choreografischen Elementen kontrastiert.

Hängen die einen kopfunter, um einen kleinen Schwatz zu halten, beginnen die anderen ein Duett am Boden, das sich langsam in die Höhe schraubt und durch den Raum trägt. Und während an anderer Stelle vier in kleiner Runde beisammensitzen und kichern, entwickelt die übrig gebliebene Tänzerin ein Solo, das schließlich wieder in privaten Gesten endet.

Sehr engagiert wirkt das, was Reuleckes vier Mitstreiterinnen Jowita Figwer, Lydia Klement, Miriam Kohler und Christiane Steiger da tun, mit konzentrierter Energie wechseln sie zwischen Alltag und Tanz. Verstärkt wird dieser Eindruck durch eine Geräuschcollage, die dieses Nebeneinander von Privat-Intimem und Repräsentativ-Tänzerischem begleitet. Kindergequake, das Brausen der Autos, Menschenstimmen – der Großstadtkrach als Klangkulisse vom Band wird akzentuiert durch das Livespiel der Musiker: Geigengequietsche, Pfeifen und Trommeln begleiten und interpretieren die Bewegungen auf der Bühne. Aufmerksam wird das Mit- und Nebeneinander der Tänzer durch die Musik Sebastian Hilkens und Eric Gradmans beobachtet, sensibel steuert sie die einzelnen Bewegungen.

Dieser Klang- und Bewegungsfluss wird allerdings einmal unterbrochen: Von einzelnen Lichtern erhellt, tauchen verfremdete Körperfragmente auf – ein szenischer Einfall, der nicht ohne Folgen bleibt.

Das Spiel beginnt von neuem, doch die Spannung des Anfangs ist weg. Kein Lichtwechsel setzt einen dramaturgischen Akzent, der weite Assoziationsraum der Klänge trifft auf keine adäquate visuelle Attraktion mehr. Der Raum bleibt so nackt wie zuvor, bildhafte Eindrücke werden durch akustische, nicht durch visuelle Bühnenmittel geschaffen.

Zu freundlich, fast heiter gehen die Bewohner von Mannahatta miteinander um – Auseinandersetzungen und Konflikte haben keine Chance. Die im Programmheft angekündigten großstädtischen Kommunikationsrituale scheinen sich zum Ende der Inszenierung erschöpft zu haben.

Elisabeth Nehring

Sa./So. ab 21 Uhr, Theater am Halleschen Ufer, Hallesches Ufer 32, Kreuzberg

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