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Bremen applaudiert Ihnen

■ Die Teilnahme an Wettbewerben lohnt sich. Wer originell ist, hat gute Gewinnchancen. Eine Ausstellung in der Sparkasse zeigt es

Mit dem neuen Bremer Filmpreis konnte die französische Regisseurin Agnès Varda buchstäblich nicht viel anfangen. Neben dem Preisgeld in Höhe von 15.000 Mark wurde ihr kürzlich auch ein sehr ungewöhnliches Objekt überreicht, das mit normalen Preisen keine Ähnlichkeit hat: Es ist eine Art Tüte, die von den Bremer FilmpreisträgerInnen jetzt und vermutlich in alle Zeiten mit nach Hause genommen werden soll. Der Bremer Jack Kraska hat diese Preis-Tüte entworfen und damit den Preis-Preis gewonnen. Die Sparkasse Bremen hatte ihn ausgelobt und zeigt jetzt mit einer Ausstellung der Entwürfe in ihrer Kassenhalle am Brill, warum Kraska gewinnen musste.

Wie kann ein Preis heute aussehen? Von der Academy of Motion Pictures mit ihrem „Oscar“ bis hin zum Turniertanzclub Gold-Silber-Bronze wird diese Frage fast immer auf die gleiche Weise beantwortet: Ein Preis ist ein schwerer Sockel, der einen Pokal, eine Figur oder ein filigraneres Gebilde trägt. Man kann ihn ins Regal stellen (oder damit jemanden erschlagen, um die TV-Kommissare zu beschäftigen).

Auch die meisten TeilnehmerInnen an dem mit insgesamt 10.000 Mark dotierten Gestaltungswettbewerb zum Bremer Filmpreis haben sich für diese Lösung entschieden. Da werden mal wieder die Bremer Stadtmusikanten auf den Sockel gehievt. Da ist die ungezählte Version der Bremer Speckflagge oder des Bremer Schlüssels in eine Skulptur verwandelt worden. Die ebenso naheliegenden Motive Filmrolle oder Auge werden ebenfalls benutzt. Wenn bei allen Gestaltungswettbewerben 97 Prozent Durchschnitts-Entwürfe eingereicht werden, dann ist es nicht schwer, einen Preis zu gewinnen. Die Teilnahme lohnt sich, und Originalität zahlt sich oft aus.

Gleich zwei der drei Gewinner dürften mit ironischen Hintergedanken an ihren Entwürfen gearbeitet haben. Neben Jack Kraskas Tüte, die alle Jahre wieder neu durch KünstlerInnen mit jeweils passenden Gegenständen gefüllt werden soll, ist auch der auf Platz zwei gesetzte Entwurf ganz witzig: Carsten Feil aus Saarbrücken hat einen Bildschirmschoner programmiert, der den FilmpreisträgerInnen daheim mit dem Spruch „Bremen applaudiert Ihnen“ schmeichelt. Platz drei ging an den eher konventionellen, aber ästhetisch-handwerklich überzeugenden Entwurf aus der Gattung Auge auf Sockel von Christopher Livings aus Bremen.

Nicht mit Geld, aber mit dem Geschmunzel der AusstellungsbesucherInnen belohnt sind noch zwei weitere Entwürfe: Hermann Stuzmann hat – wohl auch voller Ironie – eine Art Leporello auf einer Erdscheibe platziert. Und Stefan Demming schuf in Anlehung an den „Bremer“ (Fischfrikadelle im Brötchen) das Bremer Filmbrötchen mit einer Filmrolle an Stelle der Boulette. ck

Ausstellung noch bis zum 3. März in der Kassenhalle der Sparkasse am Brill

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