Syrien muss Israel seinen Friedenswillen erst noch beweisen
: Frieden trotz Terror

Als der jüdische Extremist Baruch Goldstein mit mehreren Maschinengewehrsalven 30 betende Muslime tötete, glaubten viele, dass nun das Ende des israelisch-palästinensischen Friedensprozesses besiegelt sei. Doch es dauerte nur ganze zwei Wochen, bis die Gespräche wieder aufgenommen wurden. Genauso war es, als palästinensische Friedensgegner Goldsteins Attentat mit der Sprengung von fünf Linienbussen beantworteten. Die Devise von Israels damaligem Regierungschef Jitzhak Rabin, den Frieden voranzutreiben, als gäbe es keinen Terror, und den Terror zu bekämpfen, als gäbe es keine Friedensverhandlungen, ist auf die jetzige Situation im Südlibanon und die Verhandlungen zwischen Jerusalem und Damaskus übertragbar – mit Einschränkungen.

Die schiitische Hisbollah ist aus den gleichen Gründen wie die palästinensisch-sunnitische Hamas grundsätzlich gegen eine friedliche Einigung mit Israel. Kompromisse sind laut Parteiprogramm ausgeschlossen. Die Friedensbemühungen seitens der PLO oder der Syrer bedeuten für die extremistischen Muslime die Gefahr der Isolierung und ein Ende der Hoffnung auf den Heiligen Krieg. Der Prozess wird deshalb torpediert werden, solange man die Möglichkeiten dazu hat – und vor allem dann, wenn sich Fortschritte abzeichnen. Ähnlich wie Jassir Arafat Einfluss auf die palästinensischen Extremisten hat, könnte Hafis al-Assad den Widerstand der Hisbollah dämpfen und langfristig ganz stoppen. Fraglich ist jedoch, inwiefern dem Syrer daran gelegen ist. Frieden an der Nordgrenze ist der Preis, den die Israelis für die Golanhöhen verlangen. Jeder weitere gefallene Soldat macht diesen Frieden wertvoller.

Israel kann jedoch dem Blutvergießen nicht tatenlos zusehen, selbst wenn es darum geht, den Friedensprozess mit Syrien nicht zu gefährden. Die Verhandlungen werden in jedem Fall fortgesetzt, schlimmstenfalls dauert es ein bisschen länger, und derzeit wird ohnehin nicht verhandelt. Ein Fortschritt bei den Verhandlungen wäre unter den jetzigen Umständen nicht viel wert, denn im Gegensatz zum Frieden mit den Palästinensern, der ohne Zustimmung des Volkes seine kleinen Schritte vorwärts tut, wird es vor der Unterzeichnung eines Vertrages zwischen Jerusalem und Damaskus ein Referendum geben. Das Verhalten Syriens im Südlibanon heute ist Prüfstein dafür, wie ernst es Damaskus mit dem Frieden meint. Die Israelis sind zum Abzug von den Golanhöhen bereit, aber nicht ohne Gegenleistung.

Susanne Knaul