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Fakultäten vor feindlicher Übernahme

■ Am Gutachten des Wissenschaftsrats scheiden sich die Geister: CDU und SPD wollen die Vorschläge schnellstmöglich umsetzen, die Opposition kritisiert, dass die Universitäten gegeneinander ausgespielt werden

Den Berliner Hochschulen stehen nach Ansicht der wissenschaftspolitischen Sprecherin der CDU-Fraktion, Monika Grütters, „schmerzhafte Zeiten“ bevor. Das Gutachten des Kölner Wissenschaftsrates, über das die taz in ihrer gestrigen Ausgabe vorab berichtet hatte, sei „ein bitteres Urteil für die Universitäten“, so Grütters. In dem Dokument werfen die Experten den Hochschulen mangelnde Kooperationsbereitschaft vor.

Grütters rief die Universitäten dazu auf, schnellstmöglich die Lehren aus dem unabhängigen Gutachten zu ziehen: „Es ist höchste Zeit zu handeln.“ Zu substanziellen Einschnitten im Lehrangebot dürfe es allerdings nicht kommen.

Aber nicht nur die CDU-Politikerin unterstützt die Forderung des Wissenschaftsrats, kleinere Fächer nur noch an einer Universität anzubieten, um im Gegenzug eine angemessene Ausstattung zu gewährleisten. Auch der SPD-Abgeordnete Christian Gaebler sprach sich für den Vorschlag aus, um im Gegenzug die Beibehaltung des breiten Fächerangebots gewährleisten zu können. Gaebler kündigte an, die SPD werde das Thema im Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses einbringen. „Wenn die Hochschulen mit ihrer Autonomie nicht verantwortungsvoll umgehen, muss der Staat eingreifen.“ Insbesondere müsse es den Studenten leichter gemacht werden, das Lehrangebot aller Universitäten zu nutzen. Michael Daxner, der Präsident der Reformuniversität Oldenburg war, schlägt sogar ein gemeinsames Gremium der Berliner Universitätspräsidenten vor (Interview Seite 21).

Auf scharfe Kritik stößt dagegen die Anregung, die Geisteswissenschaften an der Technischen Universität weitgehend abzuschaffen. Der wissenschaftspolitische Sprecher der PDS-Fraktion, Benjamin Hoff, verwies auf die Erfahrungen mit der Technischen Hochschule Charlottenburg, die im Dritten Reich als Ausbildungszentrum der Rüstungsindustrie diente. Hoff macht die Kürzungspolitik des Senats für die mangelnde Kooperation zwischen den Hochschulen verantwortlich. „Die Unis werden gegeneinander ausgespielt.“ Jede Kooperation sei von der Landesregierung sofort unter dem Stichwort „Abbau von Mehrfachangeboten“ diskutiert worden.

Nach Ansicht des PDS-Politikers taugen die Empfehlungen des Gremiums nicht dazu, die Situation zu verbessern. „Vom Wissenschaftsrat kamen noch nie progressive Vorschläge.“ Ein Studierendenvertreter bezeichnete die Trennung von Geistes- und Naturwissenschaften als problematisch.

Wie Hoff warnt auch der grüne Wissenschaftspolitiker Bernhard Weinschütz von einem Dirigismus von oben. „Allerdings muss man feststellen, dass sich bei der Reform der Hochschulen wenig getan hat“, so Weinschütz. Er schließt nicht aus, dass die Höhe finanzieller Zuwendungen künftig an die Umsetzung von Reformen gekoppelt werden könnte.

Welche Konsequenzen das Papier haben wird, ist bisher noch unklar. Wissenschaftssenatorin Christa Thoben (CDU) wollte sich wie die Rektoren der Hochschulen vorerst nicht zu den Vorschlägen des Wissenschaftsrats äußern. Offiziell soll das Ergebnis der Studie, die der ehemalige Senator Peter Radunski (CDU) in Auftrag gegeben hat, im April bekannt gegeben werden. Andreas Spannbauer

Siehe Seite 21

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