: Nur im Notfalletwas zugeben
Eine Kommission unter Leitung von Außenministers Rickard Sandler wurde gleich nach Ende des Zweiten Weltkriegs eingesetzt, um Schwedens hartherzige Rolle in der Flüchtlingspolitik zu untersuchen. Diese Sandlerkommission konstatierte in ihrem Schlussrapport 1946 schließlich, diese Politik sei „zu hart“ gewesen. Viele Juden und Antinazisten seien in einen sicheren Tod abgewiesen worden. Weiterführende Konsequenzen hatte der Bericht nicht.
Das Nazigoldproblem hielt Schweden durch die Tätigkeit der von den Westalliierten gegründeten Tripartite Commission on the Restitution of Monetary Gold für erledigt: Schweden wurde darin nach Kriegsende auferlegt, siebentausend Kilogramm Raubgold an die belgische und sechstausend Kilogramm an die niederländische Nationalbank zurückzugeben. Inzwischen beginnen die Medien auch den Tauschgeschäften Schwedens mit Nazideutschland auf der Basis Erz gegen Gold nachzugraben.
Die Regierung setzte 1997 die Nazigoldkommission ein, die kürzlich ihren Bericht vorlegte. Resümee: Bei schwedischen Banken wurden 649 herrenlose Konten entdeckt; die Frage nach dem Umfang an Raubgold lässt sich nicht klären.
Die Tatsache, dass Schweden eine umfassende Praxis der Zwangssterilisierung verfolgte, bei der neben medizinischen Gründen auch solche des „gesunden Volkskörpers“ eine Rolle spielten, tauchte schon in den Siebzigerjahren hin und wieder in der Presse auf. Aber erst die Vergangenheitsdiskussion seit Mitte der Neunzigerjahre führte zu umfassenderen Medienrecherchen. Die Regierung entschuldigte sich am Ende nachträglich bei den Opfern für das Unrecht, es wurde eine Entschädigungsregelung erlassen.
Während der Holocaustkonferenz in Stockholm versprach Ministerpräsident Göran Persson jüngst eine vorzeitige Öffnung der Staatsarchive – ein kleiner Schritt, die schwedische Teilhabe am tausendjährigen Reich besser aufklären zu können. Denn bislang gilt eine siebzigjährige Geheimhaltungsfrist.
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