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Der Transrapid ist tot – es lebe der ICE

Debatte um Verbesserung des Schienenverkehrs in Norddeutschland  ■ Von Gernot Knödler

Gestern hat es der Bundeskanzler versprochen: Die Bahnverbindung Hamburg – Berlin werde nach dem Aus für den Transrapid beschleunigt, kündigte Gerhard Schröder an. In zwei Jahren schon könnte eine schnelle Schienenverbindung realsiert sein. Damit ist der Weg zurück zum Tempostandard von 1933, denn schon damals brauchte der „Fliegende Hamburger“ gerade so lange wie der ICE heute. Wie dabei die Prioritäten verteilt werden müssen – darüber könnte es aber noch Streit geben.

Die Naturschutzverbände Nabu und BUND möchten nach dem langen Kampf gegen die Magnetschwebebahn eine Umweltdividende einstreichen: Neben der umgehend zu realisierenden schnellen Verbindung müsse das Angebot der Bahn in der Fläche verbessert werden. Wird die heutige Strecke über Büchen einfach ausgebaut, bleibt im Vergleich zum Transrapid viel Geld übrig, um einen besseren Schienenverkehr in der Region zwischen den Metropolen zu schaffen, so das Kalkül.

Nach Ansicht von Bahnchef Hartmut Mehdorn kann die Strecke innerhalb von anderthalb Jahren so verändert werden, dass die Reisezeit vom Hamburger Hauptbahnhof zum Berliner Bahnhof Zoo nur 90 Minuten betrüge statt zwei Stunden 18 Minuten. Als Kosten hierfür werden ganz verschiedene Summen gehandelt.

Entscheidend dürfte sein, ob sich die Bahn auf den Ausbau beschränkt, oder ob sie Teile der Strecke neu trassiert, um damit Geschwindigkeiten von bis 250 Stundenkilometern zu ermöglichen. Für 200 Spitze müßten bloß die heutigen Bahnübergänge durch Brücken oder Unterführungen ersetzt und die Signale umgestellt werden.

Während das in den Augen des Verkehrsclubs VCD ausreicht, äußerte Hamburgs SPD-Bürgermeister Ortwin Runde, die neue Strecke müsse „weitgehend eine Neubaustrecke auf eigener Trasse sein“. Es müsse Platz geschaffen werden für den wachsenden Güterstrom nach Osteuropa.

Doch das ist fraglich. „Der Güterverkehr ist im Moment noch nicht in Not“, sagt Paul Schmid vom BUND. Und auch Dirk Naujokat, der Geschäftsführer des Landesverbandes Straßenverkehrsgewerbe, sieht die Kapazitäten nicht ausgeschöpft: „Auf Berlin bezogen will ich das nicht so konkret behaupten.“ Die Umweltverbände und grüne PolitikerInnen weisen darauf hin, dass vor einem Neubau leicht eine weiter schnelle Strecke nach Berlin geschaffen werden könnte – durch Lückenschluss zwischen Uelzen und Stendahl.

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