: NPD verlegt Zentrale nach Köpenick
Bezirksbürgermeister Ulbricht fürchtet Auseinandersetzungen
Nach über zweijähriger Suche nach einem geeigneten Standort hat die rechtsextreme NPD ihre Bundesgeschäftsstelle nach Berlin verlegt. Nach Angaben des NPD-Sprechers Ulrich Eigenfeld soll die Zentrale in Köpenick noch diesen Monat eröffnet werden.
Bisher weist nicht einmal ein Klingelschild auf den Sitz der rechtsextremen Partei in dem dreistöckigen Gebäude in der Seelenbinderstraße 42 hin. Nur ein neu eingebautes, mit Stacheldraht versehenes Stahltor lässt auf Sicherheitsbedenken der Bewohner schließen. Doch schon bald soll auf dem Dach des Hauses weithin sichtbar die Fahne der NPD wehen, wie der Bundesvorsitzende Udo Voigt angekündigt hat. Aus Parteikreisen hieß es, die Geschäftsstelle sei bereits fertig eingerichtet. In dem Gebäude befindet sich auch die Redaktion der Parteizeitung Deutsche Stimme.
Das Landesamt für Verfassungsschutz geht davon aus, dass die Rechtsextremen zunächst zurückhaltend auftreten werden. Die NPD selbst hat die Adresse bisher wie ein Geheimnis gehütet. Selbst ob das Anwesen gemietet oder gekauft ist, will man nicht verraten.
Im Bezirk sorgt der Umzug für Aufsehen. Köpenicks Bürgermeister Klaus Ulbricht (SPD) rechnet mit Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern der Partei. „Die Anwesenheit der NPD-Zentrale hat mit Sicherheit negative Auswirkungen auf den Bezirk.“ Ulbricht befürchtet, dass die ortsansässigen Rechten durch die Niederlassung Auftrieb bekommen könnten.
Die Fraktion der PDS kündigte an, sich mit der NPD auf jeden Fall auseinandersetzen zu wollen. Die Präsenz der Partei im Köpenicker Zentrum sei „ein bewegendes Thema“, sagte Thomas Krause, Sprecher der PDS-Bezirksfraktion.
Die Köpenicker Abgeordnete Minka Dott (PDS) kritisierte zudem, dass sich die NPD ausgerechnet in der Seelenbinderstraße niedergelassen hat. Der 1904 geborene Ringer Werner Seelenbinder war sechsfacher deutscher Meister und Olympiavierter 1936. Die Nationalsozialisten hatten den Kommunisten 1944 hingerichtet, weil er einen holländischen Widerstandskämpfer unterstützt hatte. Von nun an wird in der Straße jene Partei ihren Sitz haben, deren Anhänger erst vor einer Woche SS-Lieder grölend durch das Brandenburger Tor marschierten.
Nach Angaben des Verfassungsschutzes erfreut sich die NPD einer verstärkten Anziehungskraft auf gewaltbereite Skinheads. Auch Aktivisten der neonazistischen „Kameradschaften“ wechseln demnach zunehmend zur NPD. Die Mitgliederzahl der Nationaldemokraten in Berlin ist im letzten Jahr auf 230 angestiegen. Andreas Spannbauer
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