Kommentar: Bildungselite■ wird nach Schwachhausen gezogen
Schritt für Schritt wird das bremische Schulsystem umgebaut. Seitdem die Schulbehörde vor Jahren von den Anmeldezahlen für den Modellversuch eines „bilingualen Gymnasiums“ Hermann-Böse-Straße überrascht wurde, ist der Trend des Elternwillens gegen die klassischen Schulzentren sozialdemokratischer Bildungspolitik aktenkundig.
Der neue Modellversuch „Abi in zwölf Jahren“ wird zeigen, was jeder weiß: Wenn die Lehrpläne konsequent auf das Abitur ausgerichtet werden, dann ist das Pensum auch in zwölf Jahren zu schaffen. Insbesondere in den zwei Jahren der „Orientierungsstufe“ wird aus der Sicht derer, die den gymnasialen Zweig wählen, viel Zeit vertan.
Ein „Versuch“ im wörtlichen Sinne ist es also nicht, das Kippenberg wird auf Dauer ein zwölfjähriges Curriculum anbieten. Erfahrungen kann die Bildungspolitik nur sammeln zu der Frage, wieviele Eltern diese Schule bevorzugen. Die Sogwirkung des „Modells“ in anderen Stadtteilen wird allerdings durch den langen Schulweg gebremst. Ein „Versuch“ ist es in dem Sinne, dass getestet werden kann, wie vehement bildungspolitisch benachteiligte Stadtteile links der Weser oder im Bremer Westen auch ein „Modell“ fordern werden.
Ein Schulsystem, das die Förderung schwächerer Schüler auf Kos-ten der Lernstärkeren organisiert, lässt sich nur konservieren, wo wählbare Alternativen verhindert werden. Für Schwachhauser Eltern hat Bremens CDU die freie Wahl durchgesetzt. Klaus Wolschner
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