: Deutsche Bank unter Druck
Schlecht beraten: Holzmann-Aktionär will das Kreditinstitut jetzt verklagen
Berlin (taz) – Leicht wird es die Deutsche Bank nicht haben, falls sie sich beim Baukonzern Philipp Holzmann aus der Verantwortung stehlen will. Auch nach dem Rückzug ihres Vorstandsmitglieds Carl von Boehm-Bezing aus dem Holzmann-Aufsichtsrat steht der größte Gläubiger und künftig auch größte Aktionär unter Beschuss. Wie das Handelsblatt berichtet, will der Aufsichtsratschef des bisherigen Haupteigners, André Leysen von der belgischen Gevaert-Holding, die Deutsche Bank auf Schadenersatz verklagen.
Gevaert hatte Ende 1998 insgesamt 400 Millionen Mark bezahlt, um die 15-prozentige Holzmann-Beteiligung des Konkurrenten Hochtief, einen 10-Prozent-Anteil der Deutschen Bank sowie weitere 5 Prozent über die Börse zu übernehmen. Eingefädelt und vermittelt worden war das Gesamtgeschäft von der Deutschen Bank.
Der Kauf habe unter falschen Voraussetzungen stattgefunden, hieß es jetzt am Gevaert-Firmensitz in Mortsel bei Antwerpen, wo man davon ausgeht, dass der Großteil der Holzmann-Verluste in Höhe von insgesamt 2,4 Milliarden Mark auf Altlasten zurückzuführen ist. Die Frage ist, wer die drohenden Probleme zu welchem Zeitpunkt hätte erkennen müssen – möglicherweise eben die Deutsche Bank, die als größter Kreditgeber und vor allem durch Boehm-Bezings Position an der Aufsichtsratsspitze über die Finanzen informiert gewesen sein sollte.
Gevaert hat nicht nur die Investitionen vollständig abschreiben müssen. Auch der eigene Aktienkurs ist seit November um 26 Prozent eingebrochen.
Die Klage könnte auch für viele Kleinaktionäre relevant sein, die – falls Gevaert Erfolg hat – ebenfalls Ansprüche gegen die Deutsche Bank geltend machen könnten. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hat schon nach der letzten Hauptversammlung angekündigt, bei dem für den 15. März einberufenen nächsten Aktionärstreffen zu beantragen, dass die Rolle des Kreditinstituts untersucht wird. bw
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