: Eine Torte gegen die Globalisierung
Unctad-Konferenz in Bangkok wird von Protesten begleitet
Berlin (AFP) – Michel Camdessus, scheidender Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), ist gestern „Opfer eines Tortenwerfers geworden“, wie die Nachrichtenagentur AFP meldete. Ein Amerikaner sei auf den Franzosen zugangen und habe ihm eine Torte ins Gesicht geschleudert. Anschließend sei „der Täter“ festgenommen worden. Camdessus habe er als „Lakaien der reichen Länder“ bezeichnet.
Zu dem Anschlag bekannte sich die Gruppe „Patissiers sans Frontières“ (Konditoren ohne Grenzen): „Wir betrachten eine Sahnetorte im Gesicht als leichte und süße Störung im Vergleich zu dem großen Leid, dass der IWF unter Camdessus den Menschen im Süden zugefügt hat“, hieß es zur Begründung.
Das war nur einer von mehreren Zwischenfällen und Protestveranstaltungen, die die 10. UN-Welthandels- und Entwicklungskonferenz (Unctad) in Bangkog begleiteten: Am Samstag demonstrierten rund 1.000 Menschen friedlich gegen die Globalisierung. Gestern durchbrachen etwa 800 Demonstranten die Polizeiabsperrungen vor dem Tagungszentrum. Der Polizei gelang es nur mit Mühe, die Situation unter Kontrolle zu bringen und ein Eindringen der Demonstranten in das Gebäude zu verhindern. Zum Schutz der Konferenz, die noch bis Ende dieser Woche dauert, sind in Bangkok rund 7.000 Polizisten abgestellt.
Die Unctad gilt als Anwalt der armen Länder. Bei der Eröffnung der Konferenz am Samstag hat UN-Generalsekretär Kofi Annan die Industrienationen scharf angegriffen. Er machte sie für das Scheitern der Welthandelskonferenz im vergangenen Dezember in Seattle verantwortlich. Zugleich warf er ihnen vor, die wirtschaftliche Entwicklung der armen Länder zu behindern.
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