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Mit dem Zünsler in den Tod

Das in genmanipuliertem Mais enthaltene Gift wird auch nützliche Insekten töten

Mit dem BT-Mais wollen die Novartis-Forscher einem Schädling an den Kragen, der nur schwer zu packen ist: dem Maiszünsler. Das kleine Tier bohrt sich in den Pflanzenstengel hinein und höhlt den Mais von innen aus. In der Pflanze ist der Zünsler gut geschützt vor Insektengiften. Deshalb kamen die Novartis-Forscher auf die Idee, die Pflanze selbst ein Gift produzieren zu lassen. Sie wählten dazu einen Stoff, den das Bodenbakterium Bacillus thuringiensis produziert.

Dieser Stoff verwandelt sich erst im Darm des Insekts zu einem Gift: Die Darmwand löst sich auf, das Tier verendet. Weil dieses biologische Mittel so gezielt nur bestimmte Insekten tötet, ist es eines der wenigen Mittel, die auch im Biolandbau verwendet werden dürfen. Und weil die Pflanze selbst das Gift herstellt, kann sich der Maiszünsler dem nicht entziehen.

Doch diese anscheinend so clevere und schonende Methode ist in den vergangenen zwei Jahren scharf in die Kritik geraten: Schweizer Agrarbiologen haben in Laborversuchen festgestellt, dass auch Nützlinge wie die Florfliege dem BT-Mais zum Opfer fallen, wenn sie vergiftete Maiszünsler fressen. Wenn der Biobauer sein BT-Gift aussprüht, wirkt es nur für zwei, drei Tage. Über die BT-Pflanze steht das Gift aber ständig zur Verfügung und kann sich auch in anderen Insekten anreichern, die sich von Mais fressenden Schadinsekten ernähren. Amerikanische Insektenforscher entdeckten außerdem in einem Laborexperiment, dass auch der BT-Maispollen nun zu einer giftigen Speise wird. Das kann beliebte Schmetterlinge wie den Monarchfalter vergiften.

Die Novartisforscher entgegnen, dass in ihren Feldversuchen mit dem BT-Mais nichts von den befürchteten Schäden zu erkennen gewesen sei. Ihrer Meinung nach verflüchtigen sich die Laboreffekte, weil die Florfliegen nicht nur von Maiszünslern und die Monarchfalter nicht nur von Maispollen lebten. Die Forscher entgegnen, dass man umgekehrt nicht wisse, wie sich solche Beeinträchtigungen addierten und ob dann an unvermuteter Stelle schädliche Effekte aufträten.

Der Maiszünsler ist in Deutschland bisher kein allzu verbreiteter Schädling. Er kommt eigentlich in mediterranen Gebieten vor und verbreitet sich erst seit einiger Zeit langsam nach Norden. Deshalb wird BT-Mais in Europa vor allem in Spanien angebaut – auf rund 20.000 Hektar.

In der Testphase wurde der BT-Mais nur im Süden Deutschlands angebaut. Doch auch dort kann es Novartis zufolge zu Ernteausfällen von bis zu 30 Prozent durch den Schädling kommen. Ab einem Ausfall von fünf bis zehn Prozent lohne sich der Kauf der etwas teureren BT-Mais-Saat für den Landwirt. Der habe darüber hinaus zwei Vorteile: Erstens muss er nicht mehr genau aufpassen, im richtigen Moment gegen den Maiszünsler Chemie zu spritzen, weil der nur für zwei bis drei Tage getroffen werden kann – nachdem er geschlüpft ist und bevor er sich in den Stengel gebohrt hat. Zweitens ist der geerntete Futtermais später nicht so hoch mit Mykotoxinen belastet. Dieses Gift entsteht, wenn der Mais durchlöchert ist und sich im Stengel Wasser sammelt. Darin gedeihen prächtig die Pilze, die dann das Mykotoxin produzieren.

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