: Nach Berlin, aber wie?
■ Nach dem Ende des Transrapid: Bürgerschaft debattiert über ICE-Strecke
Eugen Wagner ist unvorbereitet. „Bis zur letzten Stunde“, beteuerte der SPD-Bausenator gestern in der Bürgerschaft, „haben wir am Transrapid gearbeitet.“ Umso „bedauerlicher ist es, dass dieser jetzt am betriebswirtschaftlichen Denken der Bahn gescheitert ist“. Nun werde er, versprach Wagner, „zügig“ daran gehen, Alternativpläne für den ICE nach Berlin zu entwerfen.
Ein Eingeständnis, das ihm den Vorwurf der „Bankrotterklärung“ durch Heike Sudmann (Regenbogen) einbrachte. Sie erinnerte Wagner an dessen Aussage in der Bürgerschaft vor zwei Wochen, er sei „auf alle Lebenslagen vorbereitet“, wenn der Transrapid nicht gebaut würde. „Man sagt dieses oder jenes“, motzte Wagner zurück, „das ist doch völlig ohne Belang.“ Sudmann riet er, „sich still zu freuen, dass Sie mal einen fragwürdigen Erfolg haben, und mich lassen Sie nun am ICE arbeiten“.
Das sei auch bitter nötig, meinte GAL-Verkehrsexperte Martin Schmidt. Die Schienenverbindung nach Berlin sei „seit 1992 systematisch und vorsätzlich sabotiert worden, damit der Transrapid umso glänzender da stehe“. Jetzt müsse „sehr bald entschieden werden“, über welche Strecke der ICE in 90 Minuten zwischen den beiden norddeutschen Metropolen verkehren solle. Für ihn sei zweitrangig, ob über Büchen oder über Uelzen, beide Strecken seien für eine bis eineinhalb Milliarden Mark „kurzfristig zu ertüchtigen“.
Die CDU beschränkte sich da-rauf, dem Magnetgleiter hinterher zu jammern. „Die Taube in der Hand ist weg“, trauerte Verkehrsexperte Bernd Reinert, „und der Senat sucht nun nach dem Spatz auf den Gleisen.“ Das Hauptproblem sei durchaus größer, belehrte ihn daraufhin Bürgermeister Ortwin Runde (SPD). Es gelte zunächst, die Mittel zu beschaffen und sich auf eine Strecke zu einigen.
Am morgigen Freitag werde er mit den SPD-MinisterpräsidentInnen von Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern im Rathaus diese Fragen beraten, kündigte Runde an. Sein Ziel sei es, „im norddeutschen Verbund vernünftig zusammen zu arbeiten“, um das gemeinsame Ziel zügig zu realisieren: „Eine zeitgemäße Bahnverbindung zwischen Hamburg und Berlin“.
Sven-Michael Veit
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