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Bahnunglück: Gleiswar falsch beschildert

Die Schilder wurden vom WDR gefilmt, sind aber mittlerweile verschwunden

Berlin (taz/AFP) – Entgegen den bisherigen Angaben der Deutschen Bahn war das Gleis, auf dem das Zugunglück in Brühl geschah, doch beschildert gewesen. Aufnahmen eines WDR-Kamerateams, das am Morgen nach dem Unglück an dem Gleis filmte, zeigen eine Beschilderung für einen Langsamfahrbereich von 120 Stundenkilometern.

Die Deutsche Bahn hatte bisher angegeben, in diesem Bereich gäbe es keine Beschilderung, der Lokführer hätte dann einer Vorgabe von 40 Stundenkilometern folgen müssen. Die gefilmten irreführenden Schilder, so ein „Monitor“-Sprecher, seien später spurlos verschwunden, die Konzernleitung in Düsseldorf erlaube nach Anfrage auch keine weiteren Besuche des Geländes und gebe dazu keine weiteren Auskünfte. Die Filmsequenzen werden heute Abend in „Monitor“ gezeigt.

In der Nacht zum Sonntag letzter Woche war ein D-Zug mit stark überhöhter Geschwindigkeit durch den Bahnhof in Brühl gerast und verunglückt. Bei dem Unglück starben 8 Menschen, 149 wurden verletzt. Der Lokführer konnte bisher nicht vernommen werden, da er unter Schock steht.

Das Eisenbahnbundesamt (EBA) bestätigte inzwischen, dass der Lokführer entgegen den Vorschriften nicht per Funk über die Baustelle im Brühler Bahnhof informiert worden war. Dies sei durch die Überprüfung des Funkverkehrs einwandfrei festgestellt worden, teilte der EBA-Mitarbeiter Hans-Heinrich Grauf nach Angaben der Bundestagspressestelle dem Verkehrsausschuss des Parlaments am Mittwoch in Berlin mit. Das EBA sei von den Ergebnissen der WDR-Recherche selbst sehr überrascht gewesen, sagte ein „Monitor“-Sprecher, und habe sich Kopien von dem Film gemacht. Zusätzlich zu dem Filmmaterial gebe es einen Augenzeugen für die Beschilderung. mra

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